Als David und Sara nackt im selben Bett aufwachen, ist ihnen nicht klar, was passiert ist. Sie kennen sich nicht, sie haben keine Ahnung, wie sie hierhergekommen sind und, oh Schreck, irgendwer hat sie am Bauch zusammengenäht. Doch warum? Und wer sollte das getan haben? Das Zimmer, in dem sie liegen, kommt ihnen gänzlich unbekannt vor. Sie beginnen das Zimmer zu durchsuchen, doch das ist nicht einfach, ist doch jede Bewegung mit Schmerzen verbunden...
Die Grundidee, dass ein oder mehrere Personen irgendwo aufwachen, sich nicht kennen und keine Ahnung haben, was sie hierher verschlagen hat und wer dahintersteckt, das ist die Ausgangssituation von unzähligen Filmen aus dem Thriller-, Horror- oder Science-Fiction-Bereich. Der Clou an "ZWEI" ist, dass die beiden Personen aneinandergenäht und dadurch gehandicapt sind. Doch keine Angst, so drastisch wie in "HUMAN CENTIPEDE" ist das Ganze natürlich nicht. Die beiden Protagonisten gehen die ganze Bandbreite an Gefühlen durch, misstrauen sich natürlich gegenseitig, verheimlichen sich Sachen, sind zwischendurch ehrlich, versuchen sich natürlich erfolglos mit Schneidegeräten voneinander zu trennen, und sie rätseln natürlich, wer ihnen das angetan haben könnte, und wo zwischen ihnen der Zusammenhang besteht. Netflix hat seine Produktion unter anderem als "Arthouse" deklariert, doch das ist mit Sicherheit nur geschehen, um auch Leute außerhalb des Horror- und Thriller-Genres dafür zu interessieren. Das Problem ist allerdings, dass "ZWEI" weder die Arthouse-Gruppe befriedigen wird, weil es eben einfach zu wenig anspruchsvoll ist, und auch nicht die Fraktion, die es etwas deftiger mag, da es zu wenig abgefahren und blutig ist. Was im Übrigen ja unlogisch ist, denn wenn zwei Menschen am Bauch aneinandergenäht werden, könnten sie sich nie so bewegen, wie sie es in dem Film tun, so stehen sie manchmal fast Seite an Seite nebeneinander, was überhaupt nicht gehen kann. Schade, dass da so wenig Wert darauf gelegt wurde, denn gerade aus dieser Tatsache der Bewegungslosigkeit und der unfassbaren Schmerzen hätte man viel mehr Kapital schlagen müssen. Wie gesagt, die Grundidee kann sich sehen lassen, sodass man am Anfang noch mit Interesse dabeibleibt, doch dann stellen sich schnell einige Längen ein, was bei einer Laufzeit von nur 70 Minuten schon fast eine Kunst ist, doch auch damit könnte man leben, wenn dann die Auflösung nicht so bekloppt wäre. Ich hatte mehr erwartet. (Haiko Herden)
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