Dies ist eine weitere Dokumentation zum Thema „11. September“. Die zwei französischen Dokumentarfilmer Jules und Gédéon Naudet sind schon seit Juni 2001 bei der New Yorker Feuerwehr, um die Arbeit eines Neulings zu begleiten von seinem ersten Tag bis zu seinem ersten Brand. Seit Juni brannte es nicht und wenn, dann nur, wenn er keinen Dienst hatte. Bis zum 11. September. Morgens kurz vor 9 Uhr kracht das erste Flugzeug in den Turm und die Feuerwehr rast hin. Kurz darauf das zweite Flugzeug, der Südturm stürzt ein, bald darauf der Westturm, zwischendurch die Nachricht, dass das Pentagon brennt. DiePanik, die Ungewissheit, die Dramatik, all das haben die Filmer festgehalten und es läuft einem fast pausenlos ein Schauer über den Rücken. Die Atmosphäre, die vorherrscht, kommt hier voll rüber, es ist unheimlich, alle sind fassungslos und allen ist bewusst, dass sie einen wichtigen und schrecklichen Teil der Geschichte hautnah mitbekommen haben. Trümmer und Körperteile, weinende und schockierte Menschen, niemand, der das mitbekommen hat, wird dies jemals in seinem Leben vergessen. Und auch die, die nicht dabei waren, werden es nicht vergessen, ich wette, jeder weiß noch, was er gerade gemacht hat, als er die Nachrichten erfahren hat und wie man dann gebannt vor dem Fernseher saß und all die wilden Spekulationen hörte, was weiter passierte. Diese Dokumentation is purer Schweiß. Man ist ganz nah dran. Man steht in der Lobby des World Trade Centers, wenn draußen Trümmer herunterfallen, man ist dabei, wenn sich die Feuerwehrleute wieder in der Wache treffen und sich in die Arme fallen, das Entsetzen ist allen ins Gesicht geschrieben. Weiter geht es mit den Aufräumarbeiten, was wiederum viele spektakuläre Bilder zeigt. „11. SEPTEMBER – DIE LETZTEN STUNDEN IM WORLD TRADE CENTER“ ist eine von vielen Dokumentation, die jetzt zum ersten Jahrestag auf Video und DVD erscheinen und jede von ihnen ist wichtig, um sich ein Gesamtbild zu machen. Dieses Gesamtbild wird allerdings niemals vollständig sein. Das ganze Ausmaß des Entsetzens wird für Aussenstehende niemals vollkommen nachvollziehbar sein, doch diese Dokumentation bringt einen ein gutes Stück voran. Die Dokumentation ist am Puls der Dramatik, ohne allzusehr sensationslüstern auf alle Not raufzuhalten. Man sieht zum Beispiel keine Toten, doch trotzdem ist alles mehr als schlimm. Normalerweise schließe ich eine Filmkritik über einen mitreißenden Film mit den Worten: „Ich bin begeistert“. Dieses Mal muß ich schreiben: „Ich bin schockiert“. (Haiko Herden)
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