Jürgen Dose geht auf die Fünfzig zu, arbeietet als Parkhauswächter, ist solo und pflegt seine kranke Mutter in seiner Wohnung. Sein Kumpel Bernd Würmer sitzt im Rollstuhl und träumt wie Jürgen von trauter Zweisamkeit mit einer Frau. Die Theorien kennen sie alle, wie man Frauen anspricht, was Frauen mögen, welche versteckten Signale sie aussenden und so weiter. Doch trotz Online-Dating-Portalen oder Speeddating-Abenden klappt es einfach nicht. So beschließen sie, die Firma EuropLove zu kontaktieren, die mit dem Spruch wirbt: "In Polen sind noch Herzen frei" und die Kontakte zu polnischen heiratswilligen Frauen herstellt. Eine gemeinsame Busreise nach Stettin, um die zukünftigen Herzdamen zu treffen, soll endlich zum gewünschten Ergebnis führen. Doch dort wird die Freundschaft von Bernd und Jürgen auf eine schwere Probe gestellt...
Als Freund von Heinz Strunks Büchern war dieser Film, der für das Fernsehen produziert wurde, natürlich Pflicht. Okay, "JÜRGEN" ist nicht das stärkste Buch des sympathisch-undeutlich redenden Autoren, aber immer noch besser als vieles andere, was auf Papier gedruckt wird. Erfreulich ist, dass der Meister hier persönlich die Hauptrolle mimt. Doch auch der Film spiegelt im Prinzip die gleichen Bilder wider, die ich beim Lesen des Buches hatte. Die Orte, seien es Doses Wohung, Stettin, Harburg, der polnische Grieche, sind allesamt extrem triest, genauso wie die Hauptfiguren, die irgendwie grau und abgestanden wirken, mit kleinen Träumen, die trotzdem niemals in Erfüllung gehen. Der Film schafft genau das rüberzubringen, was Strunk auch in seinen Romane schafft: Eine riesige Melancholie unter dem Deckmantel des Humors zu präsentieren. Ich fand Strunks Bücher nie lustig, obwohl sie es oberflächlich vielleicht sind, vielmehr ist es die abgrundtiefe Traurigkeit der Verlierer und der "Kleinen", die Absurdität des Lebens, die im Vordergrund steht und die mich begeistert. Und das kann Regisseur Lars Jessen, der unter anderem auch schon "FRAKTUS" drehte, ganz herausragend auf die Leinwand bringen. Wer auf traurigen Humor steht und Strunk, Studio Braun und Co. schon immer gut fand, der ist mit "JÜRGEN" auf alle Fälle gut bedient. Zusätzlich gibt es noch kleine Miniauftritte von Klaas Heufer-Umlauf, Rocko Schamoni, Hanseplatte-Besitzer Gereon Klug und Olli Schulz. (Haiko Herden)
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