Am Strand eines kleinen Küstenorts treibt eine Band von Strandräubern ihr Unwesen. Mit falschen Leuchtfeuern führen Sie Schiffe in die Irre, die dann an den Klippen zerschellen. Eines Nachts kommen ihnen dabei zwei verwirrte Mädchen in die Quere. Nachdem die Mädchen missbraucht worden sind, werden sie umgebracht. Doch der Teufel selbst, dem sie sich verschrieben haben, bringt sie zurück ins Leben und ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt...
Mit seinem Frühwerk bis 1975 („Levres De Sang“) und dann noch einmal „Fascination“ 1979, schuf Regisseur Jean Rollin seinen Ruf als „poetischer“ Filmemacher, den Atmosphäre und die Bildsprache mehr interessierten, als eine spannende oder auch nur nachvollziehbare Story. Später drehte er, wohl auch aus finanziellen Zwängen, straightere Filme (und auch Pornos), die aber dennoch immer seinen eigenen Stil durchscheinen ließen. „Dienerinnen Des Satans“ entstand im gleichen Jahr 1973 wie sein filmisches Gedicht „Friedhof Der Toten Seelen“, der sich von jeder klassischen Erzählstruktur weitgehend löste.
Auch in „Dienerinnen Des Satans“, der in Deutschland bisher nicht erschienen war, erweist sich Jean Rollin nicht als großer Geschichtenerzähler, auch, wenn die Story zumindest einigermaßen gradlinig und nachvollziehbar ist. Es kommt aber trotzdem mehr auf die Bilder an und die melancholische Stimmung. Die Zwillinge in den Hauptrollen sollen wohl auch hauptsächlich hübsch anzuschauen sein und zeigen kaum größeres Schauspieltalent. Möglicherweise ist es sogar gut, dass sie in ihren Rollen stumm sind. Im Grunde wandeln sie nur knapp bekleidet oder nackt durch die Gegend und haben die eine oder andere gewollte oder erzwungene Sexszene. Aber so etwas ist es eben, was einen Jean Rollin-Film ausmacht: poetische (S)Explotation, die zwar schmuddelig ist, die aber gar nicht auf Kommerzalität achtet und der man anmerkt, dass Rollin mit Herzblut dabei war. Sicher hätte er damit auch gerne Geld verdient, aber das hat eher selten mit seinen Filmen geklappt.
Stilistisch ist es ein schöner Übergang von den klassischen Vampirfilmen zu Werken wie eben „Friedhof Der Toten Seelen“ und „Fascination“ und somit sicher nicht ganz unwichtig. Zumal Rollins Vorliebe für bestimmte Symbole (Zwillinge - auch, wenn hier nur eine eher oberflächliche Ähnlichkeit besteht -, Clowns, Feuer, Heiligenfiguren - in einer fast schon blasphemischen Szene!) hier auch stark zum Vorschein kommt. Insgesamt also ein recht typischer Film für ihn. Gut auch, dass der Regisseur erkannt hatte, dass er sein geliebtes „Nackte Vampire“-Thema nicht endlos fortführen konnte und sich zumindest ein bisschen neu orientiert hat, ohne natürlich seinen Stil allzu sehr zu verändern. Ein wenig wird auch schon das Thema von „Lady Dracula“ vorweggenommen, nämlich lebende Tote, die nicht klassische Vampire oder Zombies sind, sondern verlorene Seelen.
„Dienerinnen Des Satans“ orientiert sich stark am Stil des expressionistischen Stummfils der 20er Jahre und verbindet dies mit Elementen aus alten Piratenfilmen und einer Story, die im Grunde das „Rape & Revenge“-Genre vorwegnimmt, das bis heute immer mal wieder in Filmen aufgegriffen wird. Statt aber einen harten Thriller aus dem Thema zu machen, wird das ganze zu einer „Rache aus dem Reich der Toten“-Geschichte, natürlich angereichert mit einer Menge Nacktheit und explizitem (aber nicht hardcorigem) Sex. Verschiedenen Quellen zufolge war die Produktion des Films stressig und problembeladen und litt immer wieder unter Geldmangel. Dass dennoch ein homogener, typischer Rollin-Film herausgekommen ist zeigt, dass der Mann eben alles gegeben hat, wenn er an einen Film geglaubt hat. Leider ist der Film etwas zu lang geraten, ein paar Straffungen wären gut gewesen.
Wicked Vision Media hat „Dienerinnen Des Satans“ erstmals in Deutschland veröffentlicht. Es gibt drei jeweils auf 500 Exemplare limitierte Mediabooks mit unterschiedlichen Covermotiven, die jeweils die DVD und die Blu ray des Films enthalten (das Konzept beider Formate in einem Mediabook ist mir bis heute noch nicht klar geworden). Für die Veröffentlichung wurde der Film komplett neu vom Original-Negativ abgetastet und restauriert, was ausgesprochen gut gelungen ist. Trotz der Digitalisierung kommt richtiges Filmfeeling auf, weil das Material nicht mit übermäßig vielen Filtern glattgezogen wurde. Besser hat man „Dienerinnen Des Satans“ vermutlich noch nie auf einem Heimkino-Medium gesehen. Der originale Monoton auf Deutsch und Französisch wurde auf die beiden Front-Lautsprecher gelegt und ist solide - man bedenke, dass der Film über 40 Jahre alt ist und eine eher billige Produktion war. Deutsche und englische Untertitel gibt es dazu auch noch. Beim Bonusmaterial hat man das zusammengetragen, was möglich war...und das ist für einen derartigen Film ganz ordentlich. Es gibt einen (natürlich älteren) Audiokommentar von Jean Rollin. Dazu gibt es eine Featurette, in der der Film historisch eingeordnet wird, ein Interview mit Hauptdarsteller Willy Braque, eine entfernte Sexszene (die vermutlich aufgrund der deutlich sichtbaren mangelnden Standfestigkeit des Herrn nicht benutzt wurde), ein paar Outtakes, mehrere Trailer und eine Bildergalerie. Wie gewohnt bei Wicked Vision Media-Veröffentlichungen gibt es außerdem natürlich ein interessantes Booklet. Rundum also wieder einmal eine gelungene Veröffentlichung, an der es nichts auszusetzen gibt. Jean Rollin-Fans kommen auf keinen Fall daran vorbei. (A.P.)
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