Der Premiere-Sender „13th Street“ hat erneut aufgerufen, dass junge Filmemacher ihre Kurzfilme einschicken sollen und viele sind gefolgt. Herausgekommen ist ein Sammelsurium an wirklich guten Kurzfilmen. Es sind zwar nicht alle als genial einzustufen, aber einen richtigen Ausfall gibt es nicht darunter zu finden.
„R.I.P.“ (Niederlande 2001)
Regie: Jan Doense Darsteller: Manouk van der Meulen, Huub van der Lubbe
Eine Frau hat ihren Mann verloren und ist traurig. Als er aus seinem Grab aufsteht, ist sie entsetzt, doch er muss noch etwas erledigen. Atmosphärisch sehr gut gemacht mit lustiger Pointe.
„THE HOLE“ (Neuseeland 1998)
Regie: Brian Challis Darsteller: Nicky Murphy, Scott Willis
Ein Mann und eine Frau bohren für einen Brunnen ein tiefes Loch. Plötzlich hören sie aus der Tiefe Stimmen, offenbar ein unbekanntes Volk, das dort unten lebt. Sie lassen eine Taschenlampe hinunter und erhalten dafür einen dicken Brocken Gold. Der Mann und die Frau sind ganz aufgeregt, probieren es immer weiter und bekommen immer mehr Gold. Als sie aber billigen Schund runterschicken, kriegen sie Schrott zurück. Der Mann ist so sauer, dass er den Schacht hinuntersteigt. Sehr geniale Geschichte, hat echt amüsiert und besitzt zudem noch einen sozialkritischen Aspekt.
„GETEILTES LEID“ (BRD 2000)
Regie: Ivan Leon Menger Darsteller: Sven Wisser, Florian Lukas
Christian wird von einem Telefonanruf geweckt. Am anderen Ende ein Typ, der sich Ralf nennt und der behauptet, dass ersich umbringen wird. Christian nimmt das Ganze nicht sehr ernst, lässt sich dann aber immer weiter auf den Anrufer ein. Diesen Kurzfilm habe ich irgendwo schon einmal auf einer DVD als Bonusmaterial gesehen. Ganz gelungen, muss man sagen.
„CHALK“ (Niederlande 2001)
Regie: Diederik van Rooijen Darsteller: Daniel Boissevain, Thekla Reuten, Rodney Beddall
In einem Gefängnis malt ein Gefangener täglich seine Wände voll mit wunderbaren Zeichnungen. Die Kreide bekommt er von einer netten Wärterin, doch es gibt auch immer einen fiesen Wärter, der ihn jeden Abend zwingt, das Gemalte wieder mit einem Schwamm zu entfernen. Dabei hat es mit den Zeichnungen etwas ganz besonderes auf sich. Nette, kleine Geschichte, gut gefilmt und die Kreidezeichnungen sind sehr schön, im Vergleich mit den anderen Geschichten fällt sie inhaltlich aber etwas ab.
„SCHNEIDER´S SECOND STAGE“ (England 2000)
Regie: Phil Stoole Darsteller: Kenneth Branagh, Gerard Horan, Jimmy Yuill
Ein Mann befindet sich inmitten der Einöde Englands. Plötzlich klingelt sein Handy und der anonyme Anrufer am anderen Ende der Leitung verlangt von dem Mann, dass er in den Kofferraum seines Autos sieht. Der Mann tut dies und ist entsetzt: Ein ermordetes 10-jähriges Mädchen. Doch das ist erst der Anfang einer langen Kette von Unglaublichkeiten. Das ist eine sehr geniale, gut aufgebaute Geschichte mit einem sehr guten Ende, Kompliment!
„DRUCKBOLZEN“ (BRD 2003)
Regie: Benjamin Diez Darsteller: Benjamin Biehn, Erfan Al Madani, Claudius Urban
Ein Mann kommt neu in eine dunkle Fabrik, die Druckbolzen herstellt. Als er erkennt, wofür diese hergestellt werden, ist es schon zu spät. Echt genialer Schwarzweiß-Film mit „Metropolis“-Feeling. Ein echtes Highlight!
„LA FLAME“ (Frankreich 2000)
Regie: Ron Dyens Darsteller: Lucie Duchéne, Regis Romelz
Ein Rendezvous zweier Liebender wird durch etwas gestört. Das ist eine nette kleine Montage und mit zwei Minuten Länge auch nicht allzu langweilig.
„KUNSTGRIFF“ (BRD 2002)
Regie: André F. Nebe Darsteller: Ursula Buschhorn, Hans-Werner Meyer
Eine Taschendiebin bestiehlt auf einer Vernissage die Leute, doch nach einiger Zeit bemerkt sie, dass sie nicht die einzige Diebin ist. Nett, aber harmlos.
„NASSRASUR“ (BRD 2002)
Regie: Boris Schaarschmidt Darsteller: Bob Franco, Chris J. Milo, Birgit Meyer
Friseur Franken hat endlich Feierabend, doch plötzlich steht ein Kunde vor seiner Tür, der ihm fast mit Pistolengewalt zwingt, eine Rasur zu tätigen. Dann erscheint noch eine weitere Kundin. Was ist das Geheimnis der Dreien? Kleine, nette, kurzweilige Schwarzweiß-Geschichte mit kleineren Überraschungen.
„LA DOUCHE“ (Frankreich/Libanon 2000)
Regie: Michel Kammoun Darsteller: Raymond Hosni
Ein Mann duscht. Als der Wasserhahn sich selbständig macht, bekommt er schon mal einen riesigen Schreck, doch als sich die Tür der Dusche nicht mehr öffnen lässt, gerät alles außer Kontrolle. Witzige kleine Geschichte, die unterhält.
„WENN DU LÜGST“ (BRD 2003)
Regie: Marko Kregel Darsteller: Kristian Wanzl, Konstantin Achmed Bürger, Nicola Schlössler, Victoria Wendt
Ein Mann wird entführt und der Entführer unterhält sich mit ihm. Er will nämlich jetzt die Frau des Mannes anrufen und eine Million Lösegeld verlangen. Der Mann offenbart ihm, dass leider nichts zu holen sein wird, denn er lebt mit seiner Frau im Streit und sie würde die Sache ausnutzen, um ihn loszuwerden. Da offenbart sich der Entführer auch. Nette kleine Geschichte vom Lügen und Angelogen werden. Ganz okay.
„METALSTASIS“ (England 2001)
Regie: Matthew Hood
Der Roboter ist eingebunden in seinen alltäglichen Trott, doch eines Tages fühlt er sich schlecht und geht zum Arzt. Da muss er eine niederschmetternde Nachricht erfahren. Ein neter und gelungener Animationsfilm mit der richtigen Mischung aus Komik und Tragik.
„SIMONES LABYRINTH“ (BRD 2003)
Regie: Iván Sáinz-Pardo Darsteller: Laura Sonntag, Catherine Flemming
Simone ist ein elfjähriges Mädchen. Ihre Eltern sind geschieden und sie lebt bei ihrer alkoholkranken Mutter. Um ihr zu helfen, träumt sich Simone eine eigene Welt, doch schon bald verwischen Traum und Realität. „SIMONES LABYRINTH“ ist ein wirklich gelungener Kurzfilm und gehört zu den Höhepunkten der DVD und übrigens auch der Gewinner des Wettbewerbes.
Zwischen den einzelnen Kurzfilmen sehen wir kurze Episoden aus der Reihe „DIE ABENTEUER VON JOE DER LEICHE“
(Frankreich) Darsteller: Jean Yves Jouannais, Olivier Desseigne Idriss, Agnes Judes
In kleinen, skurrilen Filmen mit Easy Listening-Musik unterlegt sehen wir, dass auch die kleinsten Abwechslungen für eine Leiche ganz große Sachen sein können.
Die deutsche DVD von Concorde präsentiert die Filme in ihren jeweiligen Muttersprachen mit deutschen (ausblendbaren) Untertiteln und in den jeweiligen Soundformaten (zumeist Dolby Digital 2.0). Als Extras gibt es den Aufruf zu den „Shocking Shorts Award“ (0:44 Min.), drei allgemeine 13th-Street-Trailer, ein Einblick in die prominentenstarke Preisverleihung beim „Shocking Short Award 2003“ im Bayerischen Nationalmuseum in München (7:26 Min.), zwei weitere „JOE DIE LEICHE“-Episoden, ein Interview mit dem Gewinner des Kurzfilmpreises (4:45 Min.) sowie einen DVD Rom-Part. Dazu gibt es dann noch ein ausführliches Booklet mit Infos zu den Filmen. (Haiko Herden)
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