Kirby Sweetman ist Spezialist im Auffinden verschollener Filme und wird von dem reichen Sammler Mr. Bellinger beauftragt, den nur einmal aufgeführten Film „La Fin Absolue Du Monde“ ausfindig zu machen. Bei der Premiere des Films auf einem Festival kam es zu einer Katastrophe und die einzige Kopie wurde danach angeblich vernichtet. Sweetman macht sich auf die Suche und steigert sich derart hinein, dass er nicht mehr klar erkennt, was Wahrheit und was Fantasie ist. Kann ein Film an sich „böse“ sein? Sweetman erfährt es…auf schreckliche Art und Weise…
Nach „Ghosts Of Mars“ von 2001 hatte sich Meisterregisseur John Carpenter in den frühen Nullerjahren ein wenig aus dem Filmgeschäft zurückgezogen. Bis zu seinem 2010er Comeback mit „The Ward“ inszenierte er nur zwei Folgen der TV-Serie „Masters Of Horror“, in der auch jede Menge anderer Horror-Regisseure wie Dario Argento, Tobe Hooper oder Joe Dante ihre Beiträge leisteten. Neben „Pro-Life“ in der zweiten Staffel war dies „Cigarette Burns“ in Staffel 1, unter Fans einer der beliebtesten Beiträge der Serie und der Beweis, dass Carpenter es nicht verlernt hatte, einen stimmungsvollen Horrorfilm zu drehen.
Tatsächlich erinnern die Geschichte und die Atmosphäre an Carpenters eigenen „Die Mächte Des Wahnsinns“, von vielen Fans als letzter richtig guter Carpenter-Film angesehen. Das Thema der Suche nach einem besonderen Gegenstand ist in Literatur und Film nicht neu, angefangen bei der Suche nach dem Heiligen Gral durch König Artus. „Verbotene Dinge“ üben seit jeher einen Reiz auf die Menschen aus und auch, wenn diese Dinge gefährlich sind, sind manche Menschen bereit, alles dafür zu geben. Hier handelt es sich um einen „bösen“ Film, was natürlich ein bisschen an den modernen Japan-Horror-Klassiker „Ringu“ erinnert. Carpenter zeigt sich hier durchaus davon inspiriert, auch, was die optische Umsetzung und den Verlauf der Story angeht. Dazu Motive aus dem bereits genannten „Die Mächte Des Wahnsinns“ und Werken wie „Die Neun Pforten“ und „8 mm“. John Carpenter schafft es trotz nicht so richtig innovativer Story, aus den Zutaten die ihm eigene Atmosphäre zu schaffen, die auch in einer Fernsehproduktion überzeugend rüberkommt. Auch die Optik und Kameraführung ist natürlich an TV-Sehgewohnheiten angepasst, zumal das Budget deutlich kleiner gewesen sein dürfte, als bei einem Kinofilm.
Wie man es bei „Masters Of Horror“ kennt, wird es auch einige Male recht blutig, so sehr sogar, dass die FSK ohne ein paar Kürzungen in den Gewaltspitzen (unter anderem eine Enthauptungsszene) keine Freigabe erteilen wollte. So gibt es eine leicht geschnittene „KJ“-Fassung und eine ungekürzte „JK/SPIO“-Version. Aus so manchem Film des Regisseurs kennt man splatterige Details, insofern ist es hier an sich nicht überraschend…für TV-Verhältnisse allerdings schon.
Die erste halbe Stunde von „Cigarette Burns“ ist relativ ruhig und baut gekonnt die Atmosphäre auf. Abgesehen von einem erschreckenden „Ausstellungsstück“ in Mr. Bellingers Sammlung – das seine Wirkung allerdings nicht verfehlt – verfolgen wir nur Sweetmans Suche nach Hinweisen auf den Verbleib der Filmrolle. In der zweiten Hälfte geht es dann aber richtig los und der Horror bricht sich Bahn. Der Aufbau zeigt sehr gut Carpenters handwerkliche Fähigkeiten und steht der Unart heutiger Horrorfilme entgegen, die meist nur noch eine Aneinanderreihung von Schock- und Ekeleffekten bieten, ohne erstmal richtig Atmosphäre aufzubauen.
Mit Norman Reedus gibt es einen soliden Hauptdarsteller, der zwar bis heute nicht zu einem ganz großen Star geworden ist, aber in den letzten knapp zwei Jahrzehnten immer gut in Film und TV beschäftigt war. Solche Schauspieler, die stets handwerklich einwandfreie Arbeit abliefern braucht das Geschäft. Star des Films und bekanntester Name ist natürlich der immer gern gesehene Udo Kier, der seit über 40 Jahren mit seiner Präsenz auch schwächeren Filmen eine gewisse Würde verleiht. Ein schwacher Film ist „Cigarette Burns“ jedoch keinesfalls. Natürlich gehört er auch nicht zu John Carpenters Meisterwerken, zu den Höhepunkten der „Masters Of Horror“-Reihe allerdings schon. Carpenter hat hier mit all seiner Routine richtig guten TV-Horror abgeliefert. Sowohl seinen ganz eigenen Stil spürt man, aber auch für neue Einflüsse ist der Mann offen. Sehr gelungen ist einmal mehr die musikalische Untermalung, die zwar nicht von John Carpenter selbst stammt, dafür aber von seinem Sohn Cody Carpenter – es bleibt also in der Familie.
Der Titel des Films bedeutet übrigens in etwa „Brandlöcher“, die durch brennende Zigaretten entstehen.
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