Der Mediziner Paul Eswai reist in ein abgelegenes Dorf, um dort die Leiche einer angeblichen Selbstmörderin zu untersuchen. Schnell erfährt er, dass das Dorf verflucht ist und der Geist eines unter unglücklichen Umständen zu Tode gekommenen kleinen Mädchens jeden holt, der es sieht. Gemeinsam mit der jungen Monica geht Paul der Sache auf den Grund und stößt im Schloss der Baronesse Graps auf ein furchtbares Familiengeheimnis...
Die Story des Films ist weder besonders neu, noch aufregend. Wenn aber Altmeister Mario Bava sie verfilmt, wird raus ein absolutes Meisterwerk und ein echter Klassiker des gotischen Horrorfilms.
In düsteren, perfekt ausgeleuchteten Kulissen versuchen die Protagonisten dem Geheimnis des Dorfes auf die Spur zu kommen und torkeln dabei von einer Gefahr in die nächste. Dabei erzeugt Bava mit den klassischen, ja eigentlich klischeehaften Mitteln eine wahrhaft gruselige Atmosphäre. Viel Kunstnebel, vermoderte Gruften, eine ins scheinbare schwarze Nichts führende Wendeltreppe, Friedhöfe, verwinkelte Gassen, zuklappende Türen, aufklappende Fenster, Staub der Jahrhunderte, unheimliche Gemälde und riesige Spinnweben wirken hier aber nicht fehl am Platze und eigentlich fehlt nur noch das obligatorische Gewitter. Immer wieder lässt sich sehen, wie sehr Bavas Arbeit nachfolgende italienische Regisseure wie Fulci oder Argento beeinflusst hat. Vor allem bei Argento findet man die farblich intensive Ausleuchtung wieder und Fulci hat so manches Stilmittel von Bava eins zu eins übernommen. Dass Bava selbst aber auch nicht ohne Einflüsse gearbeitet hat zeigt sich beispielsweise an dem verwinkelten Dorf, das stark an die Stadt in „Das Kabinett des Doktor Caligari“ erinnert und auch das intensive Spiel mit Licht und Schatten scheint der Regisseur direkt aus den expressionistischen Filmen der 1920er Jahre übernommen zu haben, ergänzt durch die Möglichkeiten des Farbfilms. Verbinden tut Bava das mit einigen beinahe surrealistischen Szenen, die den Psychedelia-Boom Ende der 60er Jahre in Film und Musik schon ein wenig vorweg nehmen. Besonders interessant und gelungen ist die Szene, in der Paul auf der Suche nach Monica immer wieder durch das gleiche Zimmer läuft und sich dabei schließlich selbst verfolgt. Auch die Spiralform der Wendeltreppe wird kombiniert mit den kräftigen Farben ausgiebig für optische Effekte genutzt.
Die Besetzung des Films ist sehr gelungen, bekannt ist heute vor allem noch Erika Blanc als eine der großen B-Movie Queens. Bis weit in die 70er Jahre hinein hat sie in viele bekannten Genreproduktionen gespielt und taucht seit den frühen 90er Jahren immer mal wieder auch in aktuellen Produktionen auf und spielt ansonsten Theater.
Der damalige deutsche Titel „Die Toten Augen Des Dr. Dracula“ ist natürlich völlig hirnrissig und zielte nur darauf ab, vom Erfolg der englischen Hammer-Horror-Filme auch hier etwas mitzunehmen. Um den Titel zu erklären, tauchen am Ende des Films in der deutschen Synchro zwei völlig unzusammenhängende Sätze auf. Aber auch der verwendete Alternativtitel „The Curse Of The Living Dead“ macht wenig Sinn und vielleicht wollte man damit einen natürlich sinnfreien Bezug zu Romeros beliebtem Zombiefilm von 1969 herstellen.
„Operazione Paura“ ist nicht mehr und nicht weniger als ein lupenreiner Geister-Horror-Film, der ohne viel Blut und Schockeffekte, dafür aber mit einer großen Portion Atmosphäre und toller Optik daher kommt. Eine echte Perle des Genres und sicher einer von Bavas wichtigsten Filmen.
Die DVD unter dem Titel „The Curse Of The Living Dead“ hat das Label KSM (weder auf dem Cover, noch auf der DVD vermerkt, dafür aber im Intro der Scheibe) offenbar von Laser Paradise lizenziert und verschleudert sie billig. Dementsprechend ist auch die Aufmachung. Das Coverartwork ist eher mittelmäßig und wohl selbst gebastelt. Hier hätte man auf ein originales Plakatmotiv zurückgreifen sollen. Die Bildqualität ist eigentlich ganz okay, das Bildformat beträgt 1:1,85 (laut Cover) und ist nicht anamorph abgetastet. Als Sprache gibt es lediglich deutschen Monoton, der bei den Dialogen doch schon ziemlich schnarrt. Weitere Sprachen oder gar Untertitel gibt es keine. Witzigerweise ist auf dem Cover beim Ton „Deutsch Mono“ angegeben, auf der DVD selber jedoch „Dolby Digital“. Bonusmaterial gibt es keines. Für maximal 5 Euro kann man die DVD mitnehmen.
Leider ist auch die Veröffentlichung von Anolis/E-M-S unter dem Titel „Die Toten Augen Des Dr. Dracula“ qualitativ nicht besser, dafür gibt es aber ein schöneres Cover und recht interessantes Bonusmaterial. (A.P.)
Ende des 19. Jahrhunderts. Der Gerichtsmediziner Dr. Paul Eswai wird von Inspektor Kroger in ein kleines Dorf gerufen, da er hier eine Autopsie an einer Leiche durchführen soll. Angeblich soll die junge Damen Selbstmord begangen haben. Als nur kurz darauf die Medizinstudentin Monica auftaucht, untersuchen sie und der Doktor den Fall, denn es sind bereits zwölf Personen auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen und immer wieder sah es nach Selbstmord aus. Allen Opfern erschien vor ihren Ableben eine geisterhafte Erscheinung, genau genommen ein kleines Mädchen mit einem Ball. Unterdessen kommt es zu weiteren Todesfällen und Monica bekommt seltsame Albträume. Recherchen führen in das Schloss der Barnesse Graps. Ist das Mädchen die tödlich verunglückte Tochter?
„OPERAZIONE PAURA“, so der Originaltitel des Filmes, gilt unter Kennern als der beste Film des Regisseurs Mario Bava. Alleine schon die Optik des Filmes ist hammermäßig, und das Wort „Hammer“ habe ich hier bewusst gewählt, denn Bava schafft es, eine düstere Gotik-Atmosphäre einzufangen, düster, aber trotzdem sehr farbenfroh, sehr kontrastreich eben, so wie es die legendären Hammer-Studios so unvergleichlich inszenieren konnten. So wunderbar künstlich. Aber Bava hat hier noch einiges mehr drauf, denn zu dieser tollen Optik schafft Bava noch durch eine extrem gruselige Geschichte und einigen ausgeklügelt-eingesetzten Sounds. Das ist wahrscheinlich einer der perfektesten klassischen Horrorfilme, die je gedreht wurden. Allerdings ist der deutsche Titel „DIE TOTEN AUGEN DES DR. DRACULA“ total bescheuert, weil er nichts mit dem Film zu tun hat.
Die deutsche DVD von KSM/Laser Paradise präsentiert den Film in Deutsch Mono sowie im Bildformat 1:1.85 unter dem Namen „THE CURSE OF THE LIVING DEAD“. Extras gibt es keine. (Haiko Herden)
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