TRIO sind international neben den Scorpions, Rammstein und Kraftwerk wohl die bekannteste deutsche Band überhaupt, was einzig und allein an ihrem unsterblichen Hit „Da Da Da Ich Lieb Dich Nicht Du Libest Mich nicht Aha Aha Aha“ liegt, der immer wieder für die Werbung eingesetzt wird und Stephan Remmler bis heute ein gutes finanzielles Auskommen sichert. Auch Gitarrist „Kralle“ Krawinkel konnte als musikalischer Kopf der Truppe gut davon leben, bis er im Alter von 66 Jahren im Februar 2014 leider viel zu früh verstarb. Das hatte man in den letzten Jahren wahrscheinlich eher von Schlagzeuger Peter Behrens erwartet, der in den Medien nur noch als „trauriger Clown“ auftauchte, der runtergekommen von Hartz 4 lebt. Nun hat gerade er – sicher auch mit der Aussicht, ein bisschen Geld zu verdienen – seine Autobiografie veröffentlicht, in der es natürlich hauptsächlich um seine Zeit mit TRIO geht. Er nutzt die Gelegenheit, seine Sicht der Dinge darzustellen, einiges richtig zu stellen und vielleicht auch einiges zu beschönigen. Dabei geht er mit sich selbst hart ins Gericht und ist, zumindest aus seiner eigenen Sicht, gnadenlos ehrlich.
Seine Drogen- und Alkoholprobleme verschweigt er nicht, redet sie nicht schön, bereut sie aber auch nicht. Durchgehend stellt er diese Seite seines Lebens so dar, als wenn es eben so war und in der jeweiligen Zeit als okay erschien. Etwas mehr Selbstkritik wäre da schon schön gewesen.
Am interessantesten ist aber natürlich seine Zeit mit TRIO. Ziemlich deutlich sagt er, dass er im Grunde nur Angestellter war und als Texter und Komponist fast komplett außen vor gelassen wurde, so dass er eben als einziger der Drei nicht von den Tantiemen leben konnte. Dass er allerdings die ein paar Jahre lang sprudelnden Einnahmen hemmungslos verprasst hat, verschweigt er nicht. Alkohol, Drogen, Luxushotels, Frauen standen jahrelang im Mittelpunkt seines Lebens.
Er erzählt aber auch, dass viel von der Optik von TRIO und ein Großteil der Bühnenshow von ihm (mit-) entwickelt wurde, wobei ihm sein jahrelanges Tingeln in zahlreichen Tanzmusikbands und seine Ausbildung zum Clown zugute kamen. Und obwohl sich Remmler, Krawinkel und Behrens somit sehr gut ergänzten, entstand wohl niemals eine tiefer gehende Freundschaft. Vor allem Remmler sah das ganze Projekt angeblich hauptsächlich als Geschäftsbeziehung um bald darauf seine erfolgreiche Solokarriere zu starten. Natürlich ist das eine subjektive Sichtweise und es wäre interessant, die Bandgeschichte einmal aus Sicht von Stephan Remmler lesen zu können. Behrens hätte, nach eigener Meinung, allen Grund, Remmler schlecht zu machen, geht aber insgesamt mit dem Abstand von weit über 20 Jahren doch recht milde mit ihm um. Besser war in den letzten Jahren wohl sein Verhältnis zu Krawinkel.
Beeindruckend an Behrens ist, dass er niemals ein straightes, einfaches Leben angestrebt hat und dafür halt in Kauf nahm, dass er oft am Existenzminimum leben musste. Konsequent ist er dabei aber geblieben. Wenn Geld da war, hat er aufwändig gelebt, wenn er pleite war, hat er nicht rumgejammert. So gesehen hat er sicher unabhängiger und selbstbestimmter gelebt, als die meisten anderen Menschen und das ist schon beeindruckend.
Für TRIO-Fans ist das Buch auf jeden Fall Pflicht, auch, wenn es natürlich nur eine Sichtweise der Band widerspiegelt. Es gibt auf jeden Fall zahlreiche Anekdoten und Infos, die man so noch nicht unbedingt kannte. Unterhaltsam geschrieben ist es, durch die Unterstützung von Co-Autor Klaus Marschall, allemal, wenn auch etwas episodenhaft. Manches Detail hätte man gerne etwas ausführlicher gelesen, so zum Beispiel die Episode mit dem unsäglichen Film „Drei Gegen Drei“, der ein grandioser Flop wurde. Trotzdem oder gerade deshalb hat man die gut 270 Seiten in einem Rutsch durch und denkt am Ende, dass man tatsächlich etwas über einen eigenwilligen Mann erfahren hat, der vom Auftragsmusiker zum Weltstar und dann zum Drogenwrack und Sozialhilfeempfänger geworden ist, sich dabei aber zumindest immer treu blieb. Ein Mann, der sich nicht verbiegen lässt und schon das ist ja ein Erfolg im Leben. Frei nach Edith Piaf: „Ich bereue nichts.“
Das Hardcover-Buch beinhaltet neben einer Top 10 von Behrens´ persönlichen TRIO-Höhepunkten auch noch zwei Bildteile, zum einen aus der Hochphase von TRIO, zum anderen aktuelle Fotografien, die ihn so zeigen, wie er sich heute fühlt.
Ein lesenswertes Buch für TRIO-Fans und Leute, die sich für 80er Jahre Musik allgemein interessieren. (A.P.)
Schwarzkopf & Schwarzkopf – ISBN 978-3-86265-282-2
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