Folge 41 – DAS MONSTER AUS DEM JENSEITS – 2013 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-043-6
Eine Gruppe von Archäologen entdeckt den Sarg eines Vampirs und lässt diesen auf einem Kreuzfahrtschiff nach Norwegen verschiffen. Ohne es zu bemerken, haben Sie den Vampir durch einige Blutstropfen zu neuem untoten Leben erweckt. Die Journalisten Bob und Eileen Connors und ihr Fotograf Jeff Faulkner, die eine eher langweilige Reportage schreiben sollen, stehen nach und nach immer mehr willenlosen Dienern des Vampirs gegenüber und müssen ohne Aussicht auf Flucht um ihr Leben kämpfen…
Na, wenn das mal nicht eine von der H.G.Francis-Gruselserie inspirierte Folge innerhalb der „Geister-Schocker“ ist. Herrlicher Grusel-Trash, der aber eher als liebenswerte Verbeugung vor den Klassikern zu sehen ist, statt als billige Kopie. Dazu eine Spur „Larry Brent“/“John Sinclair“ und eine knackige Laufzeit von unter 45 Minuten lassen keinerlei Langeweile aufkommen. Die Hauptfiguren „Bob und Eileen Connors“ erinnern sicher nicht zufällig an „Tom und Eileen Fawley“ aus der Gruselserie, was aber sehr sympathisch ist. Allerdings hätten die Wortgefechte ruhig etwas bissiger sein können. Hier und da fühlt man sich auch an das alte Hörspiel „Draculas Insel – Kerker Des Grauens“ erinnert.
„Das Monster Aus Dem Jenseits“ – leider ein nicht so ganz passender Titel – basiert übrigens nicht auf einem alten Heftroman sondern wurde von (wahrscheinlich) Produzent Markus Winter unter dem Pseudonym Brett Simmons verfasst. Man merkt, dass der Schreiber seine Vorbilder gut kennt. Nett sind zeitgemäße Anspielungen innerhalb der Handlung wie der Hinweise, dass Zombies in Film, fernsehen und Comic inzwischen dabei sind, den Vampiren den Rang ablaufen. So transportiert man den guten alten Gruselroman-Stil in unsere Zeit, ohne allzu plump zu werden.
Die Produktion dieses Hörspiels ist auf dem gewohnt hohen Niveau. Interessanterweise wurden die Sprecher etwas „altmodisch“ aufgenommen, eben so, wie man es aus den Hörspielen der 80er Jahre kennt. Das ist aber ein absolut positiver Aspekt und eine schöne Abwechslung zu den sonst heute meist üblichen Bombast-Abmischungen von anderen Serien. Lediglich die Atmosphäre eines Kreuzfahrtschiffes auf Hoher See hätte man noch etwas mehr hervorheben können, aber das ist dann auch schon meckern auf hohem Niveau.
Idee: Brett Simmons
Folge 42 – DIE VAMPIRLADY – 2013 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-044-3
Bei einem Autounfall stirbt die junge Clarisse kurz vor ihrer Hochzeit. Ihr Bräutigam, der reiche Modeschöpfer Comte Antoine Argont kommt mit Clarisse´ Tod nicht klar und beschließt die junge Frau mit Hilfe eines unheimlichen Einsiedlers zurück ins Leben. Doch Clarisse ist nicht mehr sie selbst und giert nach Blut. Argont ahnt nicht, welche Folgen es hat, wenn man sich mit Schwarzer Magie befasst…
Nach „Das Monster Aus Dem Jenseits“ gibt es gleich wieder eine Vampirfolge bei den „Geister-Schockern“. Vampire gehen halt immer. Wobei es sich hier eigentlich nicht unbedingt um eine klassische Vampir-Story handelt, sondern eher um eine Dämonen/Geister-Geschichte mit einem ordentlichen Schuss Schwarzer Magie.
Wie es bei Geschichten, in denen Tote ins Leben zurück geholt werden, üblich ist – vergleiche Stephen Kings „Friedhof Der Kuscheltiere“, ist das geliebte, wiederbelebte Wesen nicht mehr so, wie man es vor dem Tod kannte. Earl Warrens Roman von 1983 (Originaltitel: „Das Vampir-Mannequin“) ist dabei klassischer Heftroman-Stoff, kümmert sich nicht allzu sehr um Logik und hat einen kleinen Schuss Trash dabei – bleibt insgesamt aber verhältnismäßig ernst.
Obwohl die Story wohl in unserer Zeit spielen soll, merkt man dem Hörspiel bei der Umsetzung und auch der eher „langsamen“ Story ihren Ursprung in den 80er Jahren an. Mir gefällt das als „altem“ Hörspiel-Fan, aber ob man die ganz jungen Hörer damit kriegt, mag ich nicht beurteilen. Mit unter einer Stunde Laufzeit hat man aber genau die richtige Länge getroffen.
Das Booklet mit einem sehr schönen Covermotiv (in groß auch noch einmal in der Mitte abgebildet) enthält neben einigen Sprecherinfos, Infos zum Autoren und Coverzeichner, einer Vorschau auf die nächste Folge und einem Ausschnitt aus dem aktuellen „Geister-Schocker“-Comics auch die erste Folge einer neuen lockeren Reihe von Vorstellungen zu „Vergessenen Filmperlen“. Dort werden in Zukunft hin und wieder Filme ins Gedächtnis gerufen, die Stilistisch zur Hörspielserie passen.
Vorlage: Earl Warren
Folge 43 – GRIFF AUS DEM DUNKEL – 2013 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-045-0
Jerry Landon will sich ein paar Tage in einem zu einem Hotel umgebauten schottischen Schloss erholen. Er gerät dabei in den Bann eines uralten Fluchs, der die Familie McCuridge, Besitzer des Schlosses, seit Generationen quält…
Und gleich die nächste Folge, die auf einem Roman von Earl Warren basiert. Weil Romanheft-Autoren aber eigentlich immer recht flexibel und vielseitig sind, gibt es eine ganz andere Art von Geschichte als bei „Die Vampirlady“. Statt modernem Vampir-Horror gibt es eine recht klassische Geister-Geschichte (die aber auch in unserer Zeit spielt), natürlich verbunden mit einem alten Fluch und auch eine Hexe taucht auf. Die Vorlage stammt von 1976 und sicher nicht zufällig kommen Erinnerungen an alte Europa-Hörspiele wie „Das Schloss Des Grauens“, „Frankensteins Sohn Im Monsterlabor“ oder „Der Pakt Mit Dem Teufel“ auf.
Abwechslung bringt außerdem die Tatsache, dass sich immer mal wieder andere Leute an Dialogbuch (hier Markus Auge) und Regie (hier Tom Steinbrecher und Detlef Tams) im Studio austoben dürfen. Markus Winter macht hier einmal Pause. Dazu gibt es aufgrund der anderen Regisseure auch mal ganz andere Sprecher zu hören und all das bringt Frische in die Serie – was aber keine Kritik an Winter sein soll. Natürlich hat Steinbrecher hier auch gleich die Musik beigesteuert und dass er zum einen ein Könner ist und zum anderen Fan von Carsten Bohn ist, der die Musik zur Europa-Gruselserie gemacht hat, weiß man längst. Die meist zurückhaltend eingesetzte Musik und die Geräuschkulisse schaffen eine schöne Gruselatmosphäre, so dass mal wieder ein rundum gelungenes Hörspiel entstanden ist. Als Bonus gibt es noch eine Kurzgeschichte von Peter Menningen, die nicht im Booklet abgedruckt ist. Das Booklet selbst bietet die üblichen Sprecherportraits, Autoren- Vorlagen- und Coverzeichner-Infos, etwas Werbung und Teil 2 der „Vergessene Filmperlen“-Serie.
Vorlage: Earl Warren
Folge 44 – DER GEIST VOM KÖLNER DOM / DIE BESTIE VOM BIENWALD – 2013 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-04-7
Christoph Schwarz, der „Detektiv des Übersinnlichen“ wird nach Köln gerufen, da dort angeblich ein Geist umgeht. Er findet zusammen mit Carmen Aiello heraus, dass es sich um den ersten Dombaumeister Gerhard von Ryle handelt, der angeblich einen Pakt mit dem Teufel eingegangen war und schließlich ermordet wurde. Nun ist er auf der ruhelosen Suche nach den Mördern…
Schön, dass es mit der Unter-Reihe „Christoph Schwarz“ relativ schnell weitergeht, nachdem der Detektiv des Übersinnlichen leider keine eigene Serie mehr tragen konnte. Ich mag das Konzept, die Geschichten an deutschen Sagen und Legenden zu orientieren und hoffe, dass das lange weitergehen wird, auch, wenn aufgrund der Romanserie schon klar ist, dass es irgendwann deutlich fantasylastiger werden wird.
Hier gibt es gleich zwei neue Geschichten, zum einen das Hörspiel um ein Gespenst, das im Kölner Dom umgeht, einem der wohl beeindruckendsten gotischen Kirchenbauten überhaupt. Klar, dass diese Kulisse für eine spannende Kulisse taugt. Die Sage um den Dombaumeister, der einen Pakt mit dem Teufel eingeht, lässt sich nachlesen, wurde hier aber natürlich angepasst, frei interpretiert und dramatisiert, um ein spannendes Hörspiel zu produzieren. Obwohl die Laufzeit mit rund 56 Minuten genau richtig ist, dauert es eine Weile, bis die Geschichte richtig losgeht. Am Anfang gibt es ein bisschen zu viel Geplänkel und Gerede. Dann wird es aber durchaus spannend.
Zusätzlich gibt es in Form einer Lesung von Karen Schulz-Vobach noch die Geschichte „Die Bestie Vom Bienwald“. Wie in allen ländlichen Gebieten und Wäldern, gibt es in dem Wald in der Südpfalz zahlreiche Sagen, beispielsweise um Hexentanzplätze. Auch, wenn diese Sage nicht so bekannt ist, wie beispielsweise die um die „Brockenhexen“ oder den „Schatz der Nibelungen“, lässt sich daraus eine interessante und gruselig-unterhaltsame Geschichte machen, die Schwarz´ Freundin und Mitarbeiterin Conny Blank in den Mittelpunkt rückt..
Hier gibt es also mal wieder echten Mehrwert und auf diese Art und Weise wird die Geschichte um „Christoph Schwarz“ zügig vorangetrieben. „Die Bestie Vom Bienwald“ scheint kein Roman der Serie zu sein, sondern entweder eine eigenständige Geschichte, extra für dieses Hörbuch, oder eine Nebenstory aus der „Kölner Dom“-Geschichte, genau konnte ich das nicht herausfinden. Die Idee, Geschichten, die sich nicht so gut für eine aufwändige Hörspielumsetzung eignen als Hörbuch einzuschieben, ist gut und so muss man nicht auf einzelne Romane in vertonter Form verzichten. Diese Lesungen nicht einzeln, sondern zusammen mit einem Hörspiel zu veröffentlichen, dürfte sicher kommerzielle Gründe haben, weil sich so eine Lesung im Rahmen der „Geister-Schocker“ alleine nicht so gut verkaufen würde. Der Kompromiss ist also völlig sinnvoll.
Das Booklet beinhaltet diesmal Sprecherporträts, Infos zum Autor und dem Original-Roman, das Covermotiv in groß und einen Ausschnitt aus dem aktuellen „Geister-Schocker“-Comic. Dazu die Credits, eine Vorschau auf die nächste Folge und legitimerweise etwas Werbung. Eine wieder einmal runde Sache.
Vorlage: G. Arentzen
Folge 45 – STIMMEN AUS DEM JENSEITS – 2013 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-047-4
Die junge Dana wird jede Nacht telefonisch aus dem Schlaf geklingelt. Sie findet heraus, von wo die Anrufe kommen und fährt mit ihren Freunden zu der Adresse, um den Anrufer zur Rede zu stellen. Es stellt sich heraus, dass das Telefon in einem unbewohnten, verfallenen Haus ist und gar nicht funktioniert. Die kleine Gruppe beschließt, die Nacht in dem Haus zu verbringen, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Sie ahnen nicht, dass eine Nacht des Grauens beginnt…
Wie es sich für eine anthologische Grusel-Hörspiel-Serie gehört, muss es ab und zu mal eine Spukhaus-Folge geben, wahrscheinlich eines der klassischsten Motive des (Gothic-) Horrors. Die Grundhandlung ist klar. Eine Gruppe von Leuten muss eine Nacht in einem alten Haus oder Schloss verbringen und wird terrorisiert, bevor sie einem alten Geheimnis auf die Spur kommt. Das ist nicht innovativ, aber immer wieder gut für spannende Grusel-Unterhaltung. Autor Andreas Masuth hat hier eine eigene Geschichte verfasst, die nicht auf einem Heftroman basiert. Stilistisch hält er sich aber an die Regeln des Genres, so dass es nichts zu meckern gibt. Große Überraschungen bleiben aus, aber die Auflösung ist solide und Langeweile kommt nicht auf.
Schön ist, dass diesmal Sprecher engagiert wurden, die man nicht so oft in Hörspielen findet. Alle haben Theater- und/oder Radioerfahrung und leisten gute Arbeit, wobei ihnen die Arbeit am Theater zu Gute kommt, da sie nicht einfach nur ihre Texte vorlesen, sondern tatsächlich spielen. Viel öfter sollten Labels bei Hörspielproduktionen Wert auf unverbrauchte Stimmen legen, was Abwechslung bringt. Nichts gegen die beliebten und gerne gehörten Synchronsprecher, natürlich möchte man die auch weiter hören, aber eben nicht ausschließlich. Ein Star ist trotzdem dabei, der von mir hochgeschätzte Christian Rode, der zu meinen absoluten Lieblingsstimmen gehört.
Da mit dem kleinen Cast die Produktionskosten wohl überschaubar waren, hat Romantruhe Audio wieder einmal ein besonders dickes Booklet spendiert, das echten Mehrwert bietet und die Serie von vergleichbaren Reihen abhebt. Die Sprecherinfos sind interessant, da es neue Sprecher sind, über die man noch nicht zigfach gelesen hat. Vorgestellt wird außerdem Musiker und Hörspielmacher Tom Steinbrecher aus Hamburg und es gibt Fotos von den Aufnahmesessions zum Hörspiel. Weiterhin findet man eine Art Tribut an die „Geister-Schocker“-Serie von Wolfgang Damerius, der offenbar hauptsächlich als Grafiker und Comiczeichner – wohl auch für die Comics zur Hörspielserie – arbeitet. Natürlich wird das Covermotiv noch einmal in groß abgebildet, zusammen mit Informationen zum Zeichner Mariano Perez Clemente. Eine weitere vergessene Filmperle wird vorgestellt, und zwar der Urvater aller Spukhausfilme „Bis das Blut gefriert“. Schlussendlich gibt es noch etwas Werbung für weitere Romantruhe-Produktionen eine Vorschau auf die nächste Folge und natürlich die Credits zum Hörspiel. Nicht viele Hörspielproduktionen wuchern mit einem 16seitigem Booklet, was ich sehr positiv finde, zumal so das einfache illegale runterladen aus dem Internet unattraktiver wird.
Vorlage: Andreas Masuth
Folge 46 – DER SCHLEIER DER NACHT – 2014 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-048-1
Sascha ist jung, gutaussehend und immer gerne in Clubs unterwegs, um hübsche Frauen für eine gemeinsame Nacht zu erobern. Eines Nachts lernt er die wunderschöne und etwas mysteriöse Nadja kennen und geht mit zu ihr nach Hause. Der Abend verläuft ganz anders als sonst bei seinen Zufallsbekanntschaften und Saschas Leben wird nach dieser Nacht nicht mehr wie zuvor sein…
„Die Schleier Der Nacht“ ist irgendwie anders, als dir meisten Folgen in der „Geister-Schocker“-Serie, was, nebenbei bemerkt, auch im Booklet bei den Produktionsnotizen thematisiert wird. Im Grunde handelt es sich natürlich um eine Geistergeschichte, stellt aber weniger Horror als melancholischen Grusel in den Mittelpunkt und lässt sich viel Zeit mit der Entwicklung der Handlung. Über lange Strecken erscheint das Hörspiel eher wie eine inszenierte Lesung mit zwei Sprechern. Tatsächlich tauchen auch nur insgesamt sechs Figuren auf, wovon vier nur eine Nebenrolle spielen.
Durch eigens komponierte Musik und speziell für die Produktion aufgenommene Geräusche entwickelt die Geschichte eine ganz besondere Atmosphäre, auch, wenn das Ganze mit deutlich über 70 Minuten Laufzeit etwas zu lang geraten ist. Allerdings erscheint Sprecher Marc Schülert in der Hauptrolle trotz sehr guter Leistung stimmlich etwas zu alt für die Figur, die er darstellt.
Autor Axel Koch gibt als Inspiration Autoren wie H.P. Lovecraft und Shirley Jackson and und von der Stimmung her kommt er seinen Vorbildern hier und da schon ziemlich nahe. Tom Steinbrecher hat hier auf jeden Fall gute Arbeit geleistet. Wahrscheinlich werden manche Horror-Fans damit wenig anfangen können, auf jeden Fall ist es aber gut, dass bei den „Geister-Schockern“ immer mal wieder Abwechslung geboten wird.
Vorlage/Idee: Frederic Sinclair
Folge 47 – DER ZIRKEL DES TODES – 2014 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-049-8
London im Jahre 1895 – eine Mordserie an Prostituierten erschüttern die Stadt. Ist etwa Jack The Ripper zurückgekehrt, dessen Taten aber bereits sieben Jahre zurückliegen? Der Scotland Yard-Inspektor Featherline sucht Hilfe bei Sir Becket, der bekannt dafür ist, Fälle mit echten oder vorgetäuschten übersinnlichen Phänomenen, aufzuklären. Becket glaubt allerdings, dass es sich um einen Nachahmungstäter von Jack The Ripper handelt und nimmt Nachforschungen auf. Er gerät in einen Strudel aus Mord, Verschwörung und geheimnisvollen Ritualen…
Die Morde von Jack The Ripper im Jahre 1888 sind Grundlage vieler Geschichten und Legenden, wohl hauptsächlich, weil niemals endgültig der wahre Täter identifiziert wurde. Auch heutzutage inspiriert der Serienmörder noch manchen Schriftsteller, so auch Gunter Arentzen. Verbinden tut er dies – wie man es wohl nur im Heftroman-Genre tun kann – mit anderen literarischen und realen Motiven. So ist die Hauptfigur Sir Becket mit dem Schriftsteller Oscar Wilde befreundet, der wegen seiner Homosexualität 1895 ins Gefängnis kam, der Bezug zu den realen Taten von Jack The Ripper wurde bereits erwähnt. Stilistisch reiht sich die Story in die Tradition bekannter Detektivgeschichten über C. Auguste Dupin (von Poe) und Sherlock Holmes (von Doyle) ein, ergänzt dazu aber übersinnliche Phänomene. Das erscheint zwar erstmal ziemlich wirr, ist aber ausgesprochen unterhaltsam und wohl in Romanform auch so erfolgreich, dass es weitere Storys um den Geister-Detektiv Sir Becket gibt. Möglicherweise ist dieses Hörspiel also der Start zu einer weiteren Unterserie innerhalb der „Geister-Schocker“.
Erwähnenswert ist am Rande noch, dass auch hier wieder einmal eine Variation des bekannten Dr. McCoy-Zitats aus „Star Trek“ zu hören gibt, diesmal in Form von „wir sind Ermittler, keine Hellseher“. Schon immer wieder witzig, wie das zur Popkultur geworden ist und sich unendlich abwandeln lässt. Dabei werden jüngere Hörer das wahrscheinlich gar nicht bemerken, über 30jährige, die mit „Raumschiff Enterprise“ aufgewachsen sind, stolpern aber in Hörspielen, Büchern und Filmen immer wieder darüber.
Die Produktion des Hörspiels ist wie immer einwandfrei, die Sprecherriege ist eine gute Mischung aus bekannten und seltener gehörten Sprechern und das Booklet liefert wieder ein paar Zusatzinfos.
Vorlage: G. Arentzen
Folge 48 – DER TYRANN AUS DER TIEFE – 2014 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-050-4
In den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts entdeckt der Nordseefischer Hark mit einem Kollegen eine Wasserleiche. Nachdem die beiden dessen Geld an sich genommen haben, übergeben sie den Toten dem Pfarrer, damit dieser ihn auf dem anonymen Friedhof bestattet. Damit hätten alle das arme Opfer eines Sturms vergessen können, doch stattdessen wird die Insel Amrum fortan von grauenvollen und mysteriösen Ereignissen heimgesucht…
Die Nordseeküste hat viele Sagen über versunkene Orte und Theodor Sturm siedelte hier seinen „Schimmelreiter“ an. Keine Frage, dass die von rauer Natur geprägte Küste sich hervorragend für klassische Gruselgeschichten eignet. Hier wird wieder einmal eine Originalgeschichte (ohne Romanvorlage) von Andreas Masuth als „Geister-Schocker“ vertont. Als Hamburger reizt mich das Setting natürlich besonders.
Herausgekommen ist eine spannende und schön atmosphärische Geschichte. Interessant ist die wenig bekannte Sagengestalt Nöck, die hier vorkommt. Allerdings – jedenfalls hat das eine kurze Internetrecherche ergeben – kommen Nöcks (oder Nöcke?) eher in Flüssen und Seen vor und nicht im oder am offenen Meer, aber es handelt sich hier ja um „Groschenroman“-Horror, so darf man das nicht zu streng sehen. Es ist allemal schön, mal etwas anderes als Vampire, Werwölfe und Geister präsentiert zu bekommen.
Etwas merkwürdig ist allerdings, dass die Geschichte laut Cover im Jahr 1926 spielen soll, es einem aber eher wie 1826 vorkommt. Beispielsweise hätte ein Fischer 1926 kaum mit drei „Golddublonen über den Winter kommen“ können – zumal „Dublonen“ auch deutlich früher üblich waren. Möglicherweise ein Tippfehler auf dem Cover?
Die Produktion ist auf gewohnt hohem Niveau und die Sprecherschar hochkarätig (Danneberg, Rode, Vollbrecht, Groeger), ergänzt durch ein paar weniger bekannte – aber nicht schlechtere – Sprecher.
Das Booklet enthält neben den üblichen Sprecher-Kurzportraits und Infos zum Covermotiv-Zeichner auch ein kurzes Statements des Musik-Komponisten für diese Folge, eine weitere Rezension zu einer „Vergessenen Filmperle“ mit passender Thematik, eine Vorschau auf die nächste Folge und etwas Werbung. Allerdings hat das Covermotiv so gar nichts mit der Handlung des Hörspiels zu tun, was ein bisschen schade ist.
Vorlage/Idee: Andreas Masuth
Folge 49 – PIRATENRACHE – 2014 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-051-1
Bei Forschungsarbeiten auf See stößt Professor Kenworth mit seinen Team auf das Wrack des Schiffes des legendären Piraten Ahab Mortensen, der angeblich einen Pakt mit den Schwarzen Mächten geschlossen hatte. Schon bald sucht sich der „Schwarze Ahab“ eine neue Mannschaft zusammen und bedroht die englische Küste. Als die Tochter von Professor Kenworth in die Fänge des Piraten gerät, sucht er verzweifelt eine Möglichkeit , den Untoten zu besiegen…
Nach etwas längerer Zeit gibt es endlich mal wieder eine Geschichte, die auf einem alten Heftroman basiert, geschrieben von Altmeister Earl Warren. Geschichten um Geisterschiffe gibt es viele und so ist es nicht verwunderlich, dass auch „Piratenrache“ nicht unbedingt Innovatives bietet. Gruselig und spannend wird es aber schon und hier und da denkt man, dass John Carpenters „The Fog“ hier inspiriert wurde (was aber wohl kaum wahrscheinlich ist).
Die über 35 Jahre alte Story wurde für die Hörspielumsetzung natürlich bearbeitet und modernisiert. Trotzdem ist es zu kleinen Patzern gekommen, die beim Schreiben des Dialogbuches beziehungsweise der Regie hätten auffallen müssen. So ist es sicher ein Überbleibsel aus der Vorlage, dass „Kommunisten“ als Gefahr für England angesehen werden. Zudem ist es sehr ungewöhnlich, dass die Sprecher beinahe durchgehend den Dämon nicht „Asmode-us“ aussprechen, sondern „e“ und „u“ zusammen sprechen. Dass dann auch noch mal ein „Asmodus“ dazwischenrutscht, fällt schon fast nicht mehr auf. Natürlich ist das nicht dramatisch, aber ärgerlich. Nett hingegen ist ein selbstironischer Hinweis auf „Gruselhörspiele“ und den Unterschied zu Hörbüchern.
Wie üblich in der Serie, gibt es an Sprechern und der Produktion wenig auszusetzen. Lediglich die Geräuschuntermalung ist diesmal etwas zurückhaltend, so dass man sich hier und da an ein Radiohörspiel erinnert fühlt. Auch der Wechsel zwischen den Zeitebenen funktioniert ganz gut, wobei die Teile, die in der Vergangenheit spielen durch das Overactiong einiger Sprecher etwas trashiger wirken als die Szenen in der Gegenwart, bei denen man sich nur wundert, wie schnell alle beteiligten akzeptieren, dass ein Geist Ursache für die Ereignisse ist. Dies wird kaum in Zweifel gezogen. Auch, dass die junge Frau, die der Pirat entführt, zunächst eher schnippisch als ängstlich reagiert, ist nicht besonders glaubwürdig. Wenn das ironisch gemeint sein sollte, kommt das nicht gut rüber.
Die Ausstattung der CD ist wie meistens sehr gelungen und bietet wieder einmal mehr, als nur das Hörspiel. Zum einen gibt es noch eine kurze Lesung der Gruselgeschichte „Das Geisterhaus“ (8 Minuten), zum anderen liefert das Booklet wieder einmal viele Zusatzinfos über die Sprecher, den Autoren, die Originalgeschichte, den Coverzeichner und ein paar Fotos von der Produktion. Schlussendlich gibt es wieder einmal eine „Vergessene Filmperle“ zu entdecken, passenderweise „Das Geisterschiff Der Schwimmenden Leichen“.
Vorlage: Earl Warren
Folge 50 – GRABESKÄLTE – 2014 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-110-5
Ein Team von Klimaforschern in der Antarktis entdeckt zufällig eine alte Forschungsstation, die offenbar völlig zerstört ist. Sie ahnen nicht, wie die Station zerstört wurde und auch die Gerüchte, die eines der Teammitglieder gehört hat, nimmt erstmal niemand ernst…bis sie eine grauenvolle Entdeckung machen und sich einer monströsen Gefahr gegenüber sehen…
Jubiläum bei den „Geister-Schockern“! Nicht viele Hörspielserien erreichen die Nummer 50 und halten dabei auch noch ihre Qualität. Aus diesem Anlass erscheint eine streng limitierte Auflage der Folge im Pappschuber, mit Miniposter, extra-dickem Booklet und einem Horrorfilm auf Bonus-DVD.
Die Story von „Grabeskälte“ ist natürlich absolut nicht überraschend oder neu und bezieht sich mehr als deutlich auf die Filme „Das Ding Aus Einer Anderen Welt“ aus den 50er und 80er Jahren. Als kleine Referenz hat Autor Andreas Masuth eine der Figuren dann auch gleich „John Carpenter“ genannt, jenen Regisseur-Altmeister, der mit der 80er Jahre-Verfilmung ein blutiges Horror-Meisterwerk geschaffen hat. Es ist nicht einmal eine schlechte Idee, eine sehr klassische Horrorgeschichte für die Jubiläumsfolge auszuwählen, zeigt es doch deutlich, wo die Wurzeln der Reihe zu finden sind. Ein paar Anklänge an „Alien“ (auch „…vs. Predator“) und „Invasion Of The Bodysnatchers“ gibt es natürlich auch noch in dem blutigen Spektakel zu bestaunen, mal ganz abgesehen von einigen Andeutungen auf eine Regierungsverschwörung.
Mich freut besonders, Sprechergrößen wie Lutz Harder und Thomas Danneberg und vor allem den von mir hochverehrten Christian Rode (in einer kleinen Rolle) zu hören, die alle eine gute Leistung abliefern, wie auch alle anderen Mitwirkenden. Die Produktion ist natürlich auch wieder einwandfrei.
Das Booklet bietet wieder einmal eine Menge. Sprecherinfos, den Comic zum Hörspiel, Infos zum Zeichner des Covers – das leider schon ein bisschen viel lovecraftsches Grauen vorwegnimmt - , Fotos von den Studioaufnahmen und eine Rezension zum beiliegenden Film „Das Geheimnis Des Schreienden Schädels“, die – natürlich legal – aus „Haikos Filmlexikon“ übernommen wurde. Der Film selbst ist schön altmodische Gruselkost von 1958 und passt gut zum Konzept der Hörspielserie. Für Fans und Sammler wird also einmal mehr eine Menge geboten, wobei illegale Downloads niemals mithalten können. Auch diese Sammler-Freundlichkeit dürfte ein wesentlicher Grund dafür sein, dass sich die „Grusel-Schocker“ nun schon so lange halten können – ganz abgesehen von den tollen Hörspielen natürlich.
Vorlage/Idee: Andreas Masuth
Buch: Markus Winter, John Paulisch, Markus Auge, Andreas Masuth, Markus Topf, G. Arentzen, Axel Koch, Alexander Kath (A.P.)
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