Part 0 - Zeitzonen
Ein bekannter Uhrmacher wird des Mordes verdächtigt und von der Polizei verhört. Er erzählt den Polizisten eine schier unglaubliche Geschichte. Eine Uhr, die zufällig in seinen Besitz kommt, scheint nach und nach sein Leben zu bestimmen. Er entwickelt ungewöhnliche Fähigkeiten, gerät aber auch immer wieder in lebensgefährliche Situationen. Sein Leben gerät immer mehr aus den Fugen. Aber kann eine Uhr solche eine diabolische Macht ausüben oder versucht der Uhrmacher nur seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen und erfindet deshalb die abstruse Geschichte..?
Vielschreiber Andreas Masuth legt schon wieder die ersten Folgen einer neuen Serie bei Maritim vor. Diesmal handelt es sich aber nicht um eine fortlaufende Geschichte mit wiederkehrenden Charakteren, sondern um einzelne Storys, die inhaltlich nichts miteinander zu tun haben. Gemein ist allen Folgen, dass es um das Übernatürliche, Mysteriöse geht, wobei verschiedene Aspekte des Themas beleuchtet werden, von Mystery über Horror bis Science Fiction. Das sorgt natürlich für Abwechslung.
In der seltsamerweise „Part 0“ betitelten ersten Folge geht es in leicht gruselige Mysterywelten, ja die Story dürfte von einigen Größen wie E.T.A. Hoffmann, Franz Kafka oder Edgar Allen Poe beeinflusst sein. So spielt die Handlung zwar in unserer Zeit (in Hamburg übrigens, was mich als Kind dieser wunderbaren Stadt besonders freut), erinnert aber oft und sicher nicht zufällig an Jules Vernes „Meister Zacharius“.
Inszeniert ist diese Folge als Mischung aus Hörspiel und inszenierter Lesung, das heißt, die Geschichte wird überwiegend durch die Erzählungen der Hauptfigur transportiert, hin und wieder tauchen aber auch weitere Sprechrollen auf und alles wird durch eine dezente, aber sehr gute Geräuschkulisse, aber wenig Musik hinterlegt. Das Experiment ist gut gelungen, natürlich vor allem durch die altbekannten, aber immer guten Maritim-Sprecher, wobei Torsten Münchow hier eine wirklich gute Arbeit abliefert.
Sehr interessante Story, die aber nur langsam in Fahrt kommt. Mit über 2 Stunden Laufzeit auf zwei CDs muss man doch einige Längen ertragen, hier hätte man doch teilweise stark kürzen können, ohne etwas Wichtiges wegzulassen. Als Bonus gibt es am Ende einige Outtakes aus dem Studio.
Part 1 – Exit-US – Kein Überleben Geplant
In nicht allzu ferner Zukunft bietet das Unternehmen „Exit-US“ selbstmordwilligen Kunden die Möglichkeit an, sich mittels einer Zeitmaschine bei einer Katastrophe oder kriegerischen Ereignissen der Vergangenheit töten zu lassen. Ray Lovelock, ehemaliger Geheimdienstagent ist des Lebens überdrüssig und will sich beim Sturm der Normandie im 2. Weltkrieg erschießen lassen. Durch einen Computerfehler landet er jedoch beim großen Brand in London im Jahr 1666. Sein Überlebenswille erwacht, doch „Exit-US“ schickt ihm einen Tracer hinterher, einen Killer, der dafür sorgen soll, dass der Auftrag des Kunden auch wirklich zur Zufriedenheit erfüllt wird...
Mit „Danger“ möchte Maritim eine neue Fantastikserie etablieren und das könnte mit ungewöhnlichen Geschichten wie dieser durchaus gelingen. Andreas Masuth hat mit „Exit-US“ ein Hörspiel geschaffen, das man so noch nicht gehört hat. Im Film sind Zeitreisen nicht ungewöhnlich, was nachvollziehbar ist, da bei dem Thema ja besonders gut mit optischen Reizen gespielt werden kann.
In diesem Hörspiel gibt es offensichtliche Einflüsse aus Filmen wie „Total Recall“ und „Terminator“ und noch ein paar andere, die Geschichte an sich ist aber für den Hörspielbereich durchaus innovativ. Das hat einen hohen Unterhaltungsfaktor zur Folge, zumal die Produktion einwandfrei ist. Die Geräusch sind immer passend, Musik gibt es relativ wenig zu hören. Die Sprecher, wie üblich durchweg namhaft, leisten gewohnt gute Arbeit. Lediglich einige Längen könnte man bemängeln, sicher hätte man die Story auf die Lauflänge einer CD kürzen können und somit für mehr Tempo gesorgt, aber das ist bei den Hörspielen von Masuth ja häufiger ein Problem. Hier stört es jedoch nicht allzu sehr.
Mehr von solchen Storys, die man als Hörspiel nicht schon unzählige Male gehört hat und die Serie könnte sich wirklich langfristig durchsetzen.
Part 2 – Das Ding Aus Der Tiefe
Eine russische Antarktis-Expedition unter Leitung von Svetlana Kapinski hat unter einer 3000 Meter dicken Eisschicht einen riesigen Süßwasser-See entdeckt. Mit modernster Technik und Hilfe des Tauchers Micha Woroschilow soll die Entdeckung erforscht werden. Doch was dort seit hunderttausenden von Jahren geruht hat, erwacht nun...
Folge 3 der Serie bietet wenig Neues oder gar Überraschendes. Natürlich ist die Geschichte von „Das Ding Aus Einer Anderen Welt“ inspiriert. Zwei Filme, eine „Akte X“-Folge und mehrere Hörspiele haben sich schon des Themas angenommen und letztlich sind auch Filme wie „Alien“ von dem Klassiker aus den 50er Jahren mehr als deutlich beeinflusst. Da der Inhalt also nichts Innovatives hergibt, muss man schon etwas kritisieren, dass 74 Minuten Länge dann doch etwas das Tempo bremsen. Wenn man einen klassischen Horror-Science Fiction-Stoff neu umsetzen will, darf es einfach keine Längen geben.
Das soll jetzt nicht heißen, dass „Das Ding Aus Der Tiefe“ keinen Spaß machen würde, aber man hätte doch noch einiges mehr herausholen können.
Sound, Musik und Geräuschkulisse bewegen sich auf gewohntem Niveau und geben keinen Anlass zur Kritik. Die Sprecher sind wie immer Meister ihres Faches, doch ist beispielsweise niemand dabei, der nicht auch schon in Folge 0 gesprochen hätte. Etwas mehr Abwechslung wäre schon angenehm. Trotzdem möchte ich Sandra Schwittau etwas hervorheben, die zwar hier leicht zum Overacting neigt, was aber irgendwie gut passt. Mal hören, wie es mit Folge 3 weitergeht und ob wieder eine Steigerung erfolgt. „Das Ding Aus Der Tiefe“ ist leider nur ordentlicher Durchschnitt.
Part 3 – Begegnung Im Eis
Ein schwedisches Forscherehepaar und ein berühmter Wissenschaftler machen sich in Nepal auf eine Expedition zu einem entlegenen Hochplateau, um nach dem legendären Schneemenschen Yeti zu suchen. Schon der Weg ist voller Gefahren. Als sie dann aber mitten in der eisigen Bergwelt auf das Wrack eines abgestürzten Flugzeugs stoßen, aber keine Leichen finden werden sie bald mit einer viel mächtigeren Gefahr konfrontiert.
Die vierte Folge der Serie zeigt wieder einen leichten Aufwärtstrend, was zum einen daran liegt, dass die Geschichte im Hörspielbereich nicht schon tausendfach vertont wurde und zum anderen endlich mal andere Sprecher als sonst zu hören sind, die aber natürlich auch allesamt absolute Profis sind.
Wie üblich bei Hörspielen von Andreas Masuth, finden sich allerdings einige Längen, 10-15 Minuten weniger hätten es auch getan und wären dem Tempo förderlich gewesen. So wird es aber erst im letzten Drittel richtig actionreich und horrormäßig, während vorher eher Geschwätzigkeit vorherrscht.
Die Story erinnert teilweise sehr an die berühmten Abenteuer-Geschichten von Jules Verne, angereichert mit Motiven aus „Indiana Jones“, „King Kong“, der alten Europa-Gruselserie oder auch dem Loch Ness-Monster. Die Atmosphäre, wirklich sehr gut durch die Geräuschkulisse unterstützt, ist relativ düster, wobei die Art der Produktion Erinnerungen an Hörspiele der 70er Jahre aufkommen lässt, umgesetzt natürlich mit heutigen technischen Mitteln.
Part 4 – Tikals Erwachen
Part 5 – Entweiht
Part 6 – Die Zisterne
Part 7 – Gas
Professor Cartland macht in Flandern Ausgrabungen auf einem Schlachtfeld des ersten Weltkrieges. Als sich die Arbeit etwas verzögert wird er vom Nachkommen eines ehemaligen Soldaten gewarnt, die Forschungen fortzusetzen und gibt ihm das Tagebuch seines Vaters zum Lesen. Cartland erfährt eine Menge über die Grauen des Krieges, in dem sich Deutsche und Engländer unter erbärmlichen Umständen in den Schützengräben gegenüberliegen. Doch neben dem „normalen“ Schrecken scheint noch etwas Unheimliches vor sich zu gehen und es besteht die Gefahr, dass etwas seit dem Ende des Krieges unter dem Schlachtfeld überdauert hat.
Mit einer wirklich spannenden und so bisher nur selten gehörten Geschichte geht es bei „Danger“ weiter. Die Erzählung auf zwei Zeitebenen, Gegenwart und 1. Weltkrieg, wurde sehr gut umgesetzt und vor allem die Szenen im Krieg sind sehr atmosphärisch und glaubhaft.
Die erste Hälfte des Hörspiels ist relativ langsam und es wird lange nicht klar, worin das Grauen überhaupt besteht. Dann wird das Ganze aber zu einer puren Horrorgeschichte, die erfreulicherweise aber nie „over the top“ geht und eher auf Spannung als auf Schock und Blut setzt. Die Sprecherliste ist durchweg großartig und mit Stars gespickt, die Geräusche sind überzeugend und die Musik ist unheimlich und unterstützt die Atmosphäre sehr gut. Man hätte insgesamt aber noch etwas mehr Musik einsetzen können. Einziger kleiner Kritikpunkt, für den Autor Masuth aber „berüchtigt“ ist, sind einige Längen. 72 Minuten Laufzeit sind etwas zu viel, hier und da hätte man sicher etwas kürzen können. Ansonsten aber eine überzeugende Produktion, die ein selteneres Thema aufgreift und gut umsetzt.
Part 8 – Eiskalt
Während einer Gletscherführung in den österreichischen Alpen wird eine Frauenleiche im Eis entdeckt. Eine Vermisstenmeldung liegt nicht vor und es stellt sich nach einigen Untersuchungen heraus, dass die Leiche schon über 170 Jahre im Eis eingefroren sein muss. Für den Polizeiinspektor Koob und den Pathologen Wallinger eine interessante Entdeckung, aber sicher kein Kriminalfall. Bis sich ein angeblicher Nachkomme der Toten meldet. Und das ist nur der Anfang mysteriöser Ereignisse. Immer deutlicher wird, dass hier grauenhafte Dinge geschehen…
„Danger“ hat sich als Grusel-/Mystery-Serie etabliert, die in sich abgeschlossene Geschichten präsentiert, die man so (zum größten Teil) noch nicht unzählige Male gehört hat. So liefert auch „Eiskalt“ eine interessante Story, die sehr gut mit der Alpenkulisse spielt. Insofern ist die Serie ein bisschen das Hörspieläquivalent zur 90er Jahre TV-Serie „Outer Limits“, die auch immer wieder mit interessanten Geschichten unterhalten konnte. Dabei schafft es diese Folge besonders gut, moderne Elemente mit klassischem Grusel zu verbinden. Geschickt wird am Anfang in Form einer Kriminalermittlung die Ausgangslage geschildert, zu der sich langsam, anfangs fast unmerklich, immer mehr das Unheimliche gesellt, unter anderem in Form von Flashbacks in die Vergangenheit. Mit monumentaler Musik, guten Sprechern und ordentlicher Geräuschkulisse wird eine spannende Atmosphäre geschaffen und macht diese Folge zu einer der besten bisher in der Serie, die wie eine moderne Variante der klassischen Europa-Gruselserie wirkt. Nett ist die Idee, ein Wendecover zu liefern. Beide Motive, eins in der gewohnten Serienoptik, eins in modernerer Aufmachung, sind recht gelungen.
Part 9 – Sternengezücht
In dem Atlantik-Küstenort Hillington Point geschehen Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts merkwürdige Dinge. Ein Junge verschwindet, Sternenkonstellationen ändern sich und es werden merkwürdig veränderte Fische angespült. Als auch noch eine Fischkutter-Besatzung verschwindet ahnt ein Astronom, dass etwas Schreckliches bevorsteht…
Nach einer kleinen Pause gibt es nun die zehnte Folge (man lasse sich nicht von der Nummerierung der CDs irritieren) der Maritim-Serie, sie scheint sich also einigermaßen etabliert zu haben. Sicher ist der Grund, dass die Machart und die Storys sich von vergleichbaren Horror/Mystery-Episodenserien im Hörspielbereich abheben und eher an modernen TV-Serien wie „Akte X“ oder „Psi-Factor“ orientieren, als an klassischem Horror. Trotzdem werden hier mehr als deutliche Anleihen bei den Werken von H.P. Lovecraft genommen, was aber interessant und gelungen präsentiert wird. Interessanterweise ist die Umsetzung sehr filmisch geworden, was zusammen mit der soundtrackartigen Musik tatsächlich Bilder im Kopf des Hörers entstehen lässt. Die Geräuschuntermalung und die Sprecher sind einwandfrei. Lediglich Sandra Schwittau, die hier einen Jungen mit ihrer „Bart Simpsons“-Stimme spricht wirkt etwas deplatziert. Nicht, dass sie nicht gut spräche, aber man hat halt doch den gelben, vierfingrigen Zeichentrick-Charakter vor Augen, was unfreiwillig komisch wirkt. Da die Rolle aber nur klein ist, stört das nicht besonders und so bekommt man wieder mal eine knappe Stunde lang ein spannendes Mystery-Hörspiel geboten. Unfreiwillig komisch ist der Dialog-Satz „bläuliches Licht sickert nach oben“, so was muss der Dialogbuchautor oder spätestens der Regisseur doch bemerken! Mit dieser Folge scheint man bei Maritim endgültig das neue Coverdesign eingeführt zu haben, was mir aber auch besser gefällt als das der ersten 8 Folgen. (A.P.)
Buch: Andreas Masuth
|