Folge 1 - DER MONSTERMACHER - Hörspiele-Welt/Edel – DCD – 2006 – ISBN 978-3-939451-05-1
Bernd Hellmer, der eigentlich Björn Hellmark heißt und Sohn eines reichen Industriellen ist, fährt erfolgreich Autorennen, will damit aber nach dem nächsten Rennen aus Liebe zu seiner bezaubernden Freundin Carminia Brado aufhören. Doch es kommt anders. Durch Manipulierungen eines japanischen Konkurrenzteams hat Hellmark einen schweren Unfall und wird im Koma liegend ins Krankenhaus eingeliefert, wo er bald darauf offiziell stirbt. Tatsächlich aber lebt Björn Hellmark noch, denn im Koma hat er die Fähigkeit entwickelt, einen Astralkörper von sich entstehen zu lassen und hatte Kontakt mit einem unsterblichen Priester aus grauer Vorzeit namens Al-Nafuur, der ihm von einer Aufgabe berichtet, die ihm als „Auserwähltem“ bevorsteht.
Als etwas Gras über die Sache gewachsen ist, macht sich der wieder genesene Björn Hellmark nach Japan auf, um seinen „Tod“ zu enträtseln und stößt dabei auf den verrückten „Monstermacher“ Konaki. Schier unglaubliche Geschehnisse nehmen ihren Lauf...
Lange angekündigt und sehr kontrovers unter Hörspielfans im Internet diskutiert: endlich ist die erste Folge der neuen „Macabros“-Serie erschienen und jeder kann sich eine eigene Meinung bilden. Klar, die Europa-Serie aus den frühen 80er Jahren gehört wohl zum kultigsten, was der Hörspielmarkt hervorgebracht hat, aber soll deswegen nie wieder jemand die Möglichkeit erhalten, „Macabros“-Romane zu vertonen? Das Label Hörspiele-Welt hat den Mut gehabt, sich an dieses Projekt zu wagen und alleine dafür viel Kritik und Häme einstecken müssen, ohne, dass auch nur irgendjemand einen einzigen Ton gehört hatte.
Nun, was wird dem Käufer und Fan geboten?
Zunächst einmal zum Drumherum...gestartet wird mit der „echten“ ersten Folge „Der Monstermacher“ (auf dem Roman stand noch „Der Monster-Macher“). Definitiv schon mal ein Pluspunkt gegenüber der Europa-Serie, die etwas willkürlicher mit der zweiten Folge „Der Fluch der Druidin“ begonnen wurde. Geboten werden zwei CDs mit gut 135 Minuten Spielzeit, es bleibt also weitaus mehr Zeit, den Roman umzusetzen. Dabei hält man sich recht nah an die Vorlage, teilweise sind ganze Passagen praktisch wörtlich übernommen worden, wie ich beim „Testlesen“ schnell feststellen konnte.
Als Covermotiv wurde das originale Romancover verwendet, wobei das Bild und der „Macabros“-Schriftzug für meinen Geschmack ruhig etwas größer hätten sein dürfen. Den Untertitel „Ein Mann lebt zum zweiten Mal“ hätte man meinetwegen auch weglassen können, stand so auch nicht auf dem Original-Roman-Titelbild. Bei der Schreibweise von „Dan Schockers“ hat man sich der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst (also ohne „’“), was legitim ist. Der Folgen-Titel „Der Monstermacher“ ist für meinen Geschmack zu plakativ in die Mitte des Bildes gepackt worden und leider größer, als der Serientitel „Macabros“. Etwas dezenter wäre es netter gewesen. Die Coverrückseite ist soweit gelungen, vielleicht hätte man das noch etwas mehr im Stile eines Filmplakates gestalten können, aber das ist natürlich reine Geschmackssache. Der Covertext ist gelungen. Erfreulicherweise wurde das gesamte Artwork noch einmal geändert und nicht das genutzt, das seit längerer Zeit in den Katalogen von Hörspiele-Welt abgebildet war, das sah nämlich deutlich billiger aus. Schön ist auch, dass der Veröffentlichung ein umfangreiches und informatives Booklet spendiert wurde. Es enthält ein Geleitwort von Dan Shocker himself und ein paar erläuternde Zeilen des Produzenten Olaf Seider. Neben den Sprecherangaben und ausführlichen Produktionscredits gibt es eine Kapitelübersicht und eine kurze Vorstellung der wichtigsten Figuren. Das ist weitaus mehr, als die meisten aktuellen Hörspielproduktionen vorweisen können und zeigt deutlich, mit wie viel Herzblut Olaf Seider und Andrea Braun an die Produktion heran gegangen sind. Hoffen wir, dass man bei kommenden Folgen diese hohe Qualität beibehält.
All das reicht aber natürlich noch nicht, um „Der Monstermacher“ zu einem guten Hörspiel zu machen. Ein Hörspiel steht und fällt mit den Sprecherleistungen, der Sound- und Produktionsqualität, der Musik und den Soundeffekten. Für ein Horrorhörspiel ist zudem die passende, gruselige Atmosphäre extrem wichtig.
Man sollte sich beim Einlegen der ersten CD als erstes mal von den Stimmen der alten Serie frei machen. Die Sprecher von damals sind inzwischen über 20 Jahre älter und würden zum großen Teil gar nicht mehr in ihre damaligen Rollen passen. Wer also erwartet, dass alles „wie damals“ klingt, wird enttäuscht sein und sollte vielleicht lieber nicht reinhören. Wer aber offen für Neues ist, wird schnell viele vertraute Stimmen entdecken, von denen Robert Missler, Helmut Krauss, Michael von Rospatt, Konrad Halver und Douglas Welbat (der Original-„Macabros“ als sein eigener Serien-„Vater“) die Bekanntesten sind. Auch ein paar „No Names“ sind dabei, klingen aber nicht nach puren Amateuren. An den Leistungen der Profis gibt es sowieso nichts zu bemängeln. Natürlich muss man sich an die neuen Stimmen gewöhnen, vor allem natürlich an Comedy-TV-Star (na ja) und Underground-Filmer Simon Gosejohann in der Hauptrolle des „Björn Hellmark“ alias „Macabros“. Er liefert, immerhin als Hörspiel-Neuling, eine ordentliche Leistung ab und wird sicher mit seiner Rolle im Laufe der Zeit wachsen. Anfangs klingt er noch etwas ungewohnt, was sich aber mit der Zeit gibt, eine weitere Chance hat er jedenfalls mehr als verdient.
Am Sound und der Abmischung gibt es, wie bei Hörspiele-Welt gewohnt, nichts auszusetzen. Völlig überzeugend ist zum Beispiel das tragische Autorennen produziert. Man hört gleichzeitig die Geräusche (Autos, Publikum), darüber den Rennkommentar eines Reporters und zusätzlich Björn Hellmark als Ich-Erzähler und trotzdem bekommt man alles mit. Um das so perfekt abzumischen muss man schon wirklich Talent haben!
Bei der Musik bin ich etwas gespalten. Die soundtrackartigen Stücke, die sich an die Europa-Serie anlehnen, beziehungsweise sogar komplett neu eingespielt wurden, passen sehr gut und unterstützen die Atmosphäre gut, die eher rockigen Stücke sind nicht so mein Ding, aber auch hier gilt: Geschmackssache. Bei der Sounduntermalung wurde nicht gespart und „Der Monstermacher“ kann locker mit „großen“ Produktionen mithalten. Wer hier kritisiert, ist offensichtlich von vornherein mit einer negativen Meinung an das Hörspiel heran gegangen.
Inhaltlich hält sich der Gruselfaktor noch in Grenzen, es gibt eher eine Mischung aus Fantasy und Mad Scientist-Motiven. Wie es häufig bei Serienstarts ist, sind die Erzählpassagen recht lang, damit man die wichtigen Personen erstmal vorgestellt bekommt. Das stört aber nicht.
Welches Fazit lässt sich also ziehen?
Hörspiele-Welt gebührt erstmal großes Lob, sich überhaupt an dieses Projekt gemacht zu haben. Das Ergebnis ist dabei rundweg überzeugend, sowohl inhaltlich (man hält sich nah an die Vorlage), als auch formal. Man sollte dabei auch bedenken, dass hier ein relativ kleines Label verantwortlich zeichnet und trotzdem der Vergleich zu den Großen der Branche nicht gescheut werden muss. Europas „Macabros“ Hörspiele bleiben legendär, keine Frage, aber ich finde, dass die Vertonung von Hörspiele-Welt mehr als nur eine Chance verdient. Alle, die der neuen Serie bisher kritisch gegenüber standen, sollten sich jetzt erstmal eine eigenen Meinung bilden, die ewigen Nörgler sollten den echten Hörspielliebhabern nicht den Spaß vermiesen. Und wer sagt eigentlich, dass eine Fortführung durch Europa mit den alten Sprechern gut geworden wäre? Dass das nicht unbedingt funktionieren muss, hat man ja bei „Larry Brent“ gehört! Hörspiele-Welt jedenfalls hat sich erstmal vorgenommen, alle 125 „Macabros“-Romane zu vertonen. Freuen wir uns aber erstmal auf die nächste Folge, die hoffentlich nicht zu lange auf sich warten lässt!
Folge 2 – DER FLUCH DER DRUIDIN - Hörspiele-Welt/Edel – CD – 2008 – ISBN 978-3-939451-20-4
Björn Hellmark wird von Al-Nafuur mit seinem Schiff vor die Küste von Irland geschickt, wo eine Gruppe von Schatzsuchern kurz davor steht, das versunkene Xantilon zu entdecken, was unbedingt verhindert werden muss. Dies gelingt zwar, doch ist Björn jetzt dort gefangen und muss einen wagemutigen Schritt in ein Zwischenreich machen, um einen Ausweg zu finden.
Auf einer nahe gelegenen Insel trifft derzeit eine Gruppe von Erben eines reichen, aber seltsamen Mannes auf den Fluch einer vor Jahrhunderten ermordeten Druidin, die als Skelett von den Toten aufersteht und grausame Rache üben will...
Endlich erscheint nach quälend langem Rechte-Wirrwarr die reguläre zweite Folge der neuen Macabros-Serie. Von nun an soll es in regelmäßigeren Abständen chronologisch weiter gehen, was mehr als erfreulich wäre.
Die zwei Storylines der Geschichte finden erst ganz zum Schluss zusammen und hätten jede für sich sicherlich auch alleine Stoff für eine Folge ergeben. So ist die Geschichte um die Titel gebende Druidin zwar ganz hübsch, aber eben auch nur Material, um den ursprünglichen Roman und nun das Hörspiel auf Länge zu bringen. Lediglich am Ende, als Hellmark den Spiegel aus dem Druidinnen-Haus kauft, kommen die beiden Storys auch inhaltlich zusammen. Dies ist aber natürlich kein Fehler des Hörspiels, sondern der Vorlage. Viel interessanter als die Fluch-Story ist aber, dass Björn Hellmark so einiges über Xantilon und seine Bestimmung erfährt und einige wichtige Waffen für seine bevorstehenden Aufgaben erhält. Damit wird die Ausgangsposition für die ganze Serie klarer und es kann sozusagen richtig losgehen.
Zum Glück hat man sich wieder auf eine prall gefüllte Einzel-CD beschränkt und behält dies hoffentlich in Zukunft auch bei, denn für zwei CDs (wie bei Folge 1) geben die Trivialromane einfach nicht genug her. Beim Frontcover hat man uns den „Dan Schocker“ unterschlagen. Rechtliche Probleme (kaum, auf der Coverrückseite taucht er noch auf), oder einfach ein Faux Pas, der niemandem aufgefallen ist? Wir werden es bei Folge 3 erfahren.
Produktionstechnisch wird die qualitativ hochwertige Schiene, die man schon kennt, beibehalten, daran kann man wirklich nichts aussetzen. Sound, Musik, Geräusche...alles stimmt perfekt. Auch die Sprecherschar, eine gute Mischung aus „Stars“ und noch nicht so bekannten Namen, ist keiner negativen Kritik würdig. Der viel kritisierte Simon Gosejohann in der Titelrolle hat sich inzwischen gut in seine Rolle eingefunden und ich sage ganz ehrlich: er mach seine Sache gut und wer ihn nur deshalb kritisiert, weil er nicht wie „früher“ in der Europa-Serie klingt, sollte mal überlegen, ob er noch ganz auf der Höhe der Zeit ist. Ich wünsche diesem großen Hörspiel-Projekt, hinter dem mit Olaf Seider ein echter Fan steht, auf jeden Fall weiterhin viel Erfolg und hoffe nun auf mehr Kontinuität.
Folge 3 – ATTACKE DER UNTOTEN – Hörspiele-Welt/Edel – CD - 2008 – ISBN 978-3-939451-22-8
Die kleine Jenny wird wie magisch von einem einsamen, unheimlichen Haus angezogen. Entgegen der Warnungen ihres Großvaters besucht sie das Haus von Howard Rox…und bleibt verschwunden. Währenddessen trifft sich Björn Hellmark mit Professor Bert Merthus, der ihm helfen will, das „Buch der Gesetze“ zu übersetzen. Er ahnt nicht, dass er mitten in eine Falle tappt, die ihn mit Rox und dessen Vampirinnen konfrontiert. Er kann sich gerade noch retten und erhält wieder einmal Hilfe von Al-Nafuur. Dieser weist Hellmark an, das Buch und Bert Merthus, der in der Gewalt von Howard Rox ist, zu retten, damit der Dämon nichts über die Geheimnisse von Xantilon erfährt. Und er muss sich als Macabros gegen die „Attacke der Untoten“ zur Wehr setzen…während Björn Hellmark im Gefängnis sitzt…
„Attacke Der Untoten“ war in der alten Europa-Serie eine der besten Folgen von „Macabros“. Nun muss sich die Neuproduktion von Hörspiele-Welt dem direkten Vergleich mit diesem Hörspiel-Klassiker stellen und schneidet dabei gar nicht mal so schlecht ab. Der ganz große Pluspunkt ist auf jeden Fall, dann man sich deutlich mehr Zeit genommen hat und die Romanvorlage detailgenauer umgesetzt hat. Was die Produktion und die Sounduntermalung angeht, gibt es bei Hörspiele-Welt sowieso nie etwas auszusetzen und auch ansonsten wird die Qualität der bisherigen Folgen durchgehend gehalten. Bei den Sprechern ist inzwischen positive Routine eingekehrt, da sind fast durchgehend Profis am Werk, die ihr Mundwerk beherrschen. Und auch, wenn Simon Gosejohann in der Titelrolle immer noch viel Kritik unter Hörspielfreunden erntet, ich finde ihn gar nicht so schlecht, auch wenn bei der Leistung sicher noch Luft nach oben ist. Im direkten Vergleich zu Europa fallen aber zwei Sprecher negativ auf, ohne, dass sie schlechte Leistung böten. Zum einen kann Christian Schult als Howard Rox in keiner Sekunde an den legendären Horst Frank heranreichen, was aber nicht sein Fehler ist, sondern einfach ein Naturgesetz. Frank war nun mal ein absoluter Meister mit einer prägnanten Stimme, die man nicht toppen kann. Zum Glück versucht es Schult auch gar nicht und sollte deswegen auch nicht negativ kritisiert werden. Zum anderen muss Jochen Döring in der Rolle von Robert Henderson furchtbar übertreiben, so dass der Wahnsinn der Rolle schon wieder unfreiwillig komisch ist. Das hatte Europa in der Folge besser gelöst. Auch hier ist das natürlich eher ein Fehler des Produzenten/Regisseurs, als des Sprechers. Da die Rolle aber recht klein ist, kann man darüber hinwegsehen.
Alles in allem wird die Serie also solide fortgeführt und man freut sich auf weitere Folgen.
Folge 4 – KONGA, DER MENSCHENFROSCH – Hörspiele-Welt/Delta-Music – CD - 2010 – ISBN 978-3-939451-60-0
Björn Hellmark erhält einen Hinweis, wo er eine Dämonenmaske, eine starke Waffe gegen alle Arten von Dämonen, finden kann. Er reist in die norddeutsche Tiefebene und stößt auf einen gewissen Dietrich Toessfeld, der ein schreckliches Geheimnis hat. Hellmark muss wieder einmal seinen Doppelgänger Macabros einsetzen und doch ist nicht sicher, dass er seine geliebte Carminia Brado vor Konga, dem Menschenfrosch retten kann…
2008 ist zuletzt eine Folge von Hörspiele Welts „Macabros“-Vertonung erschienen, das ist also rund zwei Jahre her. Wenn die Serie wirklich, wie auf dem Cover angekündigt alle 125 Romane umfassen soll, wird man, nachdem bisher 5 Folgen in 4 Jahren erschienen sind bei diesem Veröffentlichungsrhythmus noch runde 100 Jahre warten müssen, bis die Serie vollständig ist. Das verspricht noch einige Wechsel in der Sprecherbesetzung. Zwei davon gibt es schon hier zu vermelden. Ausgerechnet die Hauptrollen, also Björn Hellmark und Carminia Brado wurden neu besetzt oder mussten neu besetzt werden. Simon Gosejohann, der sich gerade so richtig in die Rolle eingelebt hatte und Nandini Mitra sind Boris Tessmann und Sabina Godec gewichen. Nun, Boris Tessmann ist ein profilierter Sprecher und an ihm gibt es nach einer kurzen Gewöhnungsphase nichts auszusetzen. An Sabina Godec wird man sich auch gewöhnen. Auch ansonsten sind mit Hans Jörg Karrenbrock, Helmut Krauss und Robert Missler einige Größen auf dem Hörspielsektor dabei, dazu durchweg professionelle, aber namentlich weniger bekannte Sprecher. Das ist ganz schön, denn ein Großteil der heutigen Hörspiele liefert immer wieder die gleichen Stimmen ab. Ärgerlich ist nur, dass in der bereits seit längerem veröffentlichten fünften Folge wieder, beziehungsweise noch Gosejohann und Mitra zu hören sind. Ziemlich misslungen ist Ulf-Carsten Schmidts Interpretation des Wirtes Ernst Maertens, denn sein Versuch, norddeutschen Tonfall rüberzubringen ist leider etwas lächerlich. Warum die Rolle des Bert Merthus gar nicht erst in der Sprecherauflistung genannt wird, ist auch nicht ganz nachvollziehbar. Leider kann auch Marcus Testory in der Rolle des „Dietrich Toessfeld“ kaum überzeugen, was aber definitiv nicht seine Schuld ist. Horst Frank hat diese Rolle in der alten Europa-Vertonung so genial gesprochen, dass jeder andere in seinem Schatten verwelken muss. Ich wollte die neue Serie ja nie mit der alten vergleichen, aber hier kommt man nicht dran vorbei, Testory und Hörspiele Welt mögen es mir verzeihen.
Schon die Europa-Vertonung lieferte damals die trashigste Folge der Serie ab, nicht anders ist es hier, das Thema ist aber auch zu groschenromanig und macht gerade deswegen viel Spaß. Wie gehabt, wird der Originalroman aber vorlagengetreuer umgesetzt und nur hier und da an die moderne Zeit angepasst. Dass das Hörspiel damals den Jugendschutz auf den Plan gerufen hat, ist heute natürlich lächerlich, obwohl einige derbe Szenen vorkommen, es bleibt eben doch purer Trash und das ist auch gut so.
Die Produktion ist wie gehabt glasklar und sehr gut abgemischt, da werden schon mal die Sirene einen Krankenwagens, Hintergrundmusik, Stimmen und der Erzähler zusammengemischt, ohne dass ein Soundbrei entsteht. Hier wird wirklich gute Arbeit geleistet. Trotzdem kommt der Sound nicht ganz an die brillante Arbeit von zum Beispiel „Der Monster-Macher“ heran. Die Laufzeit von knapp einer Stunde sorgt dafür, dass die Folge temporeich und niemals langweilig ist. Etwas enttäuschend ist allerdings, dass auf dem Cover und im Booklet zahlreiche Tippfehler zu finden sind, hier wurde offenbar schlampig Korrektur gelesen und das ist eigentlich unverzeihlich, vor allem, wenn der Name eines Sprechers auch noch falsch geschrieben ist und wild zwischen „oe“ und „ö“ hin- und her gewechselt wird. Da erwarte ich bei der nächsten Folge aber definitiv eine deutliche Steigerung.
Leider ist „Konga, Der Menschenfrosch“ bisher die schwächste neue „Macabros“-Folge, unterhaltsam ist sie aber allemal. Bleibt nur zu hoffen, dass man es endlich schafft, einen regelmäßigen Veröffentlichungsrhythmus zu finden, denn ich will auf jeden Fall, dass es weiter geht.
Folge 5 – DIE SCHRECKENSGÖTTIN - Hörspiele-Welt/Edel – CD – 2007 – ISBN 978-3-939451-17-4
Durch Richard Patrick, dem Herausgeber einer Zeitschrift für das Übersinnliche, stößt Björn Hellmark auf Edward Laughton, der plötzlich wieder auftaucht, nachdem er rund 30 Jahre verschwunden war. Als dieser und ein gewisser Richard Fleet von schrecklichen Höllenkreaturen angegriffen werden, macht sich Hellmark mit seinem Astralkörper Macabros an Nachforschungen und stößt auf Betty Roughly, die in einer Parallelwelt als Schreckensgöttin bekannt ist.
Währenddessen stößt Carminia Brado auf den indischen Tigerbändiger und Hellseher Rani Mahay, der erkennt, in welcher Gefahr Björn Hellmark schwebt. Werden er und Carminia rechtzeitig kommen, um Björn aus den Fängen der Schreckensgöttin zu retten?
Wer die erste Folge „Der Monstermacher“ der Serie mochte, musste lange auf die Fortsetzung warten. Aus rechtlichen Gründen können die Folgen 2-4 erst später nachgeschoben werden, und so gibt es erstmal Folge 5 „Die Schreckensgöttin“ zu hören.
Was gibt es also über dieses Hörspiel zu sagen? Nun, äußerlich, also von der Cover- und Bookletgestaltung her ist alles beim alten geblieben, was auf jeden Fall gut ist, auch, wenn mir persönlich hier einige Details etwas weniger gefallen (siehe die Anmerkungen zu „Der Monstermacher“), aber das ist eben Geschmackssache.
Statt einer Doppel-CD gibt es diesmal „nur“ eine prall gefüllte, was natürlich bedeutet, dass die Vorlage etwas gekürzt wurde, denn die Romanhefte sind ja alle gleich lang. Das stört aber nicht so sehr, da zum einen nur die wenigsten Hörer die Hefte kennen dürften und zum anderen so mögliche Längen von vorneherein vermieden werden.
Natürlich ist produktionstechnisch wieder alles auf höchstem Niveau, also Sound, Geräusche, Abmischung, Musik etcetera, was man diesmal bestens bei der Raubtierszene in Kapitel 8 hören kann. Geräusche, Erzähler und Stimmengewirr sind absolut perfekt abgemischt, so dass eine geniale Atmosphäre entsteht.
Inhaltlich braucht die Folge einige Zeit, bis es so richtig losgeht. Ein actionreicher Opener, dann etwas Geplänkel zwischen Björn Hellmark, Al Nafuur und Carminia Brado und dann der erste Auftritt von Rani Mahay. Erst nach etwa 20 Minuten beginnt die Hauptstory um „Die Schreckensgöttin“ so richtig. Langweilig wird es aber bis dahin auch nie.
So langsam vervollständigt Björn Hellmark sein Team im Kampf gegen das Böse. Professor Bert Merthus, Carminia Brado, Rani Mahay, Al Nafuur, Richard Patrick und natürlich Macabros gehören bis jetzt dazu. Damit wird die Geschichte insgesamt auch komplexer, ohne natürlich wirklich anspruchsvoll zu sein, und der übergeordnete Handlungsbogen gewinnt an Bedeutung. Man hält sich zum Glück weiterhin nah an die Vorlage und baut nur hier und da einige Modernisierungen ein, also Begriffe wie „geil“, „Splatter Movies“ oder eine Erwähnung der TV-Sendung „Wer wird Millionär“.
In der alten Europa-Serie wurden Motive dieser Story und eines weiteren Romans in der Folge „Der Horror-Trip“ zusammengefasst
Von den Sprechern her bleibt alles beim Alten, das heißt, die Mischung aus „Stars“ und Newcomern stimmt und keiner fällt besonders ab. An Simon Gosejohann als zentrale Figur „Björn Hellmark“ habe ich mich inzwischen gewöhnt. Hier und da klingt er vielleicht einen Tick zu jung und manchmal auch etwas steif, aber das wird garantiert von Folge zu Folge immer besser, da habe ich gar keine Sorge. Das Salz in der Suppe sind aber natürlich die Altmeister Konrad Halver und Helmut Krauss. Mit solchen Granden ihres Faches kann eigentlich gar nichts schief gehen.
Wieder einmal also fast alles richtig gemacht und man darf darauf hoffen, dass weitere Folgen nun in etwas schnellerer Folge erscheinen, sonst müssen wir Jahrzehnte warten, bis alle weit über 100 Folgen auf CD (oder in Zukunft ein anderes Medium?) gebannt sind. Zumindest Folge 6 sollte bald kommen, denn das Ende bleibt bei „Die Schreckensgöttin“ offen.
Folge 6 – DER HORRORTRIP - Hörspiele-Welt/Delta Music – CD – 2012 – ISBN 978-3-939451-75-4
Björn Hellmark ist in einer fremden Dimension gefangen, wo er erneut auf die Schreckensgöttin trifft und verzweifelt versucht, einen Ausgang in unsere Welt zu finden. Er trifft dabei auf andere Gefangene und muss mehr als eine gefährliche Situation überstehen. Als er auf den merkwürdigen Doktor Lekarim trifft, scheint sich eine Chance zu bieten, der Dämonen-Dimension zu entfliehen, doch hat dieser vielleicht ganz eigene Pläne?
In unserer Welt versuchen derweil Carminia Brado und Rhani Mahai herauszufinden, wohin Hellmark verschwunden ist und wie sie ihm helfen können…
Als das Label Hörspiele-Welt 2006 damit begann, die „Macabros“-Romane von Dan Shocker (neu) zu vertonen, steckte eine Menge Energie und Motivation in dem Projekt. Macher Olaf Seider wollte die legendäre Romanserie adäquat vertonen und investierte eine Menge Geld und Enthusiasmus in die Idee. Die Umstände waren aber nicht gerade gut, denn an einigen der frühen Folgen hielt noch Europa die Rechte, so dass diese nicht sofort veröffentlicht werden konnten. Der Versuch, in der Hauptrolle Simon Gosejohann zu besetzen, um vor allem ein neues, junges Publikum zu gewinnen, wurde unter den Hörern nicht besonders gut aufgenommen, da der TV-Comedian oft recht steif wirkte und als reiner Sprecher noch nicht viel Erfahrung hatte. Der Veröffentlichungs-Rhythmus mit gerade mal sechs Folgen in rund sechs Jahren schadete der Kontinuität oder anders gesagt: die Hörer verloren in den langen Zeiträumen bis zur nächsten Folge das Interesse. Die dadurch sinkenden Verkaufszahlen sorgten dafür, dass der Vertrieb gewechselt werden musste und die Einnahmen ließen es wohl nicht zu, die hohe Produktionsqualität zu halten, so dass immer mehr unbekannte und zum Teil laienhafte Sprecher engagiert werden mussten. Dass mitten in der Serie plötzlich auch noch die Hauptsprecher ausgetauscht wurden oder werden mussten, schadete der Kontinuität zusätzlich, auch, wenn Boris Tessmann doch weitaus professioneller war, als Gosejohann. Folge 1-3 Gosejohann, Folge 4 Tessmann, 5 wieder Gosejohann und 6 schließlich weiterhin Tessmann. So ist zu befürchten, dass „Der Horrortrip“ wohl die letzte Folge bleiben wird (Stand Januar 2014), denn irgendwelche Hinweise auf eine Fortsetzung gibt es nicht, auch wenn auf Olaf Seiders Homepage steht, dass es nur eine Pause bis zum Ende von vertraglichen Verhandlungen ist.
„Der Horrortrip“ ist die direkte Fortsetzung von Folge 5 „Die Schreckensgöttin“, die als zweite Folge der Serie (Teil 2-4 erscheinen wie erwähnt erst später) 2007 erschien und erst fünf Jahre später die Auflösung erfuhr. Nicht gerade eine sinnvolle Veröffentlichungspolitik, um Fans und Käufer zu binden. Zudem wurden fast alle wichtigen Sprecher ausgetauscht – wenn man mal von Helmut Krauss absieht - was innerhalb eines Zweiteilers auch nicht gerade eine gute Idee ist. Die Story hält sich, hier und da leicht modernisiert, an die Heftroman-Vorlage, da gibt es nicht viel auszusetzen. Allerdings finden sich auch ein paar Längen. Wenn man bedenkt, dass Europa Anfang der 80er „Die Schreckensgöttin“ und „Der Höllentrip“ zu einem kurzen Hörspiel zusammengefasst hat, was natürlich viel zu kurz war, so sind die beiden Einzelfolgen mit zusammen rund 140 Minuten Spielzeit, deutlich zu lang. Eine CD mit 76 Minuten Spielzeit wäre wahrscheinlich ziemlich perfekt gewesen.
Wer die alten „Macabros“-Roman kennt, wird ziemlich sicher ganz zufrieden mit der Umsetzung von „Hörspiele-Welt“ sein, an andere Neuinterpretationen von Europa-Klassikern wie „Dämonenkiller“ von Universal oder „Larry Brent“ von Russel & Brandon kommt „Macabros“ leider nicht ran. Vielleicht waren für dieses aufwändige Projekt einfach die Stolperfallen zu hoch und der Zeitpunkt des Starts nicht der richtige. Schade drum, zumal nicht zu erwarten ist, dass ein anderes Label in absehbarer Zeit einen neuen Versuch startet. (A.P.)
Buch: Olaf Seider /Andrea Braum / Andrea Weide / Patrik Bishay nach den Erzählungen von Dan Shocker
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