Sanctuary Publishing – England – ISBN 1-86074-375-7
SIOUXSIE & THE BANSHEES gehören vielleicht zu den wichtigsten englischen Bands der letzten 40 Jahre. Als die Gruppe im Rahmen der großen Punk-Explosion 1976 ihren ersten Auftritt hatte, ahnte niemand, die Band selber wohl am wenigsten, was für einen einflussreichen Verlauf die Karriere nehmen würde.
Als Teil der ersten Punkwelle um die Sex Pistols fand die Gruppe schnell einen ganz eigenen Weg, der vom Punk („The Scream“) über Gothic-Rock („Join Hands“) und New Wave („Kaleidoscope“, „Juju“, „A Kiss In The Dreamhouse“) zum großen Pop („Peepshow“, „Superstition“) führte und eine ganze Menge Charthits („Dear Prudence“, „Cities In Dust“, „Peek-a-Boo“, „Kiss Them For Me“) mit sich brachte. Optisch hat wohl keine andere Sängerin den Stil der Gothic-Szene so geprägt, wie Siouxsie Sioux. Zusammen mit Bauhaus, Joy Division und The Cure haben SIOUXSIE & THE BANSHEES eine ganze Musikszene nachhaltig geprägt. So ist eigentlich verwunderlich, dass es nicht jede Menge Bücher gibt.
Zum Glück ist aber 2003 in England die autorisierte Biografie von Autor Mark Paytress erschienen, die auf knapp 280 Seiten die ganze Geschichte der Gruppe bis zur Reunion-Tour 2002 Revue passieren lässt.
Gut ist natürlich, dass es eine offizielle Veröffentlichung ist und der Autor deswegen auf Interviews mit allen Bandmitgliedern und vielen Wegbegleitern zurückgreifen konnte, wobei die Aussagen durchaus nicht positiv verklärend, sondern oft selbstkritisch und realistisch sind.
So ist immer wieder ausschweifender Drogen- und Alkoholkonsum ein Thema und die bandinternen Probleme, vor allem zur Zeit der letzten beiden Alben, werden nicht geschönt. Ganz offenbar ist, dass spätestens nach „Peepshow“ (1988) die Chemie nicht mehr stimmte und man eher krampfhaft versuchte, die Band am Leben zu erhalten.
Wie es in solchen Büchern oft ist, nehmen die Phase der Bandgründung und die ersten Jahre einen recht großen Teil des Buches ein, während die späteren Jahre eher kurz abgehandelt werden. Spätestens ab „Hyaena“ (1984) werden die einzelnen Alben, Tourneen und Besetzungswechsel recht nummernrevueartig erzählt. Oft denkt man sich, dass es doch viel mehr erwähnenswerte Ereignisse und Anekdoten geben müsste, über die zu schreiben sich lohnen würde. Wenn man bedenkt, dass die Band zum Zeitpunkt der Bucherscheinung bereits über 25 Jahre existierte, ist der Umfang von etwa 280 Seiten (inklusive über 60 Seiten Bildteil, Vorwort und Anhang) doch eher dünn.
Das ändert nichts daran, dass man eine Menge erfährt und zumindest die wichtigen Ereignisse der Bandgeschichte kompakt zusammengefasst werden. Leider ist der Bildteil nicht besonders umfangreich, da hätte man gerne mehr gesehen. Dafür ist der Anhang mit einem Personenverzeichnis, Stichwortregister, offizieller Discografie und einer sehr ausführlichen Gigografie recht informativ.
Dass es das Buch nicht als deutsche Übersetzung gibt, sollte kaum jemandem davon abhalten, es trotzdem zu kaufen, wenn man SIOUXSIE-Fan ist, denn mit normalen Schulenglisch-Kenntnissen dürfte man ohne größere Probleme den Inhalt und die Zusammenhänge – wenn auch sicher nicht jedes Wort – verstehen.
Für Fans ist das Buch auf jeden Fall ein Pflichtkauf, denn man erfährt hier vieles aus erster Hand. Aber auch Leute, die sich für die Geschichte der englischen New Wave-/Pop-Musik der Mitt-70er bis Früh-90er Jahre interessieren, erfahren hier eine Menge. (A.P.)
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