Ach, Retro, Nostalgie, die 80er waren mein Jahrzehnt, deshalb hole ich mir gerne mal Literatur zu dem Thema. Ich mache so ungern Bücher nieder, weil ich weiß, wie viel Energie und Herzblut man in so etwas steckt, und trotzdem kann ich in diesem Fall nicht anders. Was sich der Autor wohl vorgestellt hatte beim Schreiben, ist ein humorvoller Rückblick auf ein Jahrzehnt, das er selbst als wild bezeichnet. Herausgekommen ist eine Art Lexikon, das verschiedene Schwerpunkte (beispielsweise Musik oder Film) alphabetisch nach Schlagwörtern sortiert. Das alleine ist natürlich schon eine vollkommen subjektive Auswahl, aber muss es ja natürlich auch, wenn man keine Enzyklopädie mit Vollständigkeitsanspruch schreiben will. Doch was dann da als Erklärungen für die Begriffe herhalten muss, ist eine einzige Katastrophe. Beispielsweise wird beim Stichwort „Ententanz“ erzählt, dass der Gott der Enten die Menschen für irgendwelches erlittenes Unrecht strafen wollte und deshalb den Ententanz erfunden hat. Und? Findet das irgendeiner lustig? Nein, das ist es auch nicht. Das ist plattester Blödsinn, und dieses Niveau zieht sich durch das komplette Buch. Noch ärgerlicher sind dann so Dinge, wenn der Autor beispielsweise unter dem Stichwort „Markus“ einfach nur stinklangweilig schreibt „Ein Mann, dessen Masserati 210 fährt und den schwupp die Polizei nicht gesehen hat. Will nicht sparen, nicht vernünftig sein und tut nur das gute Super rein“ (Zumindest meine ich mich zu erinnern, dass es so ähnlich dort stand). Das hat doch nichts mit Lustigsein zu tun, wenn man einfach den Text ein bisschen ändert. Und das kommt ständig vor. Und wäre die inhaltliche Sache nicht schon schlimm genug, lässt auch die Form ziemlich zu wünschen übrig. Gut, Rechtschreibfehler habe ich nur wenige finden können, doch die Grammatik ist hier leider ein bisschen armselig. Beispielsweise glänzt der Autor durch totale Unkenntnis des Gebrauches von Bindestrichen. Entweder werden gar keine gemacht, oder es werden Leerzeichen mal davor, mal dahinter gemacht, doch am meisten nervt es, wenn er Gedankenstriche (!) zwischen Wörter macht, die er gerne verbunden hätte. Was soll das denn bitte? Auch unzählige Kommas hätte man mehr setzen sollen, Stichwort: Erweiterter Infinitiv. Warum lässt man das nicht mal irgendwen gegenlesen, bevor man so etwas veröffentlicht? So, genug gemeckert, vielleicht fällt mir zum Ende ja doch noch etwas Gutes ein? Nein, eigentlich nicht, tut mir leid. Eines der wenigen Bücher in meinem Leben, das ich nicht bis zu Ende gelesen habe. (Haiko Herden)
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