(Piper Verlag, ISBN 3-492-04614-2)
Und hier nun das dritte Buch von Michael Moore und es erwartet einem gewohntes. Das klingt negativ, ist es aber nicht, denn man will es einfach so und wenn es dann noch ausschließlich um den irren US-Präsidenten geht, der sich sein Amt nicht durch Wahl, sondern durch eine befreundete Bundesrichterin einklagen ließ, geht, dann ist das noch umso besser.
Das erste Buch „DOWNSIZE THIS“ war hauptsächlich für Leute interessant, die in den USA leben und/oder die Wirtschaftsverhältnisse dort kennen. Darüber hinaus aber ist es auch noch spannend, weil sich viele Dinge auch auf das eigene Land übertragen lassen und aktuelle Ereignisse lassen das auch schmerzlich spürbar machen. Das zweite Buch war dann schon ein George-W-Bush-Draufschlag-Buch, was wirklich Spaß gemacht hat, doch es wurde vor dem 11. September 2001 geschrieben und ließ dementsprechend wichtige Dinge aus.
Nun aber kommt „DUDE, WHERE´S MY COUNTRY“, die dämliche und platte Übersetzung des Titels möchte ich hier gar nicht in den Mund nehmen. Die Präsidentschaftswahlen stehen vor der Tür und Moore hat es sich zur Aufgabe gemacht, Bush jr. vom Thron zu stürzen. Insbesondere nach den Dingen, die nach dem 11. September passiert sind, dürfte ja wohl kein klar denkender Mensch seine Stimme für eine Verlängerung dieser Lügenherrschaft hergeben. Er behauptet, dass der Krieg gegen den Irak einfach nur ein Vorwand war, um von innenpolitischen Problemen abzulenken. Die Geschichte mit den Massenvernichtungswaffen hat man sich ausgedacht, ausgerechnet die Republikaner müssten doch wissen, welche Kampfstoffe im Irak zu finden seien, immerhin haben sie diese doch selbst geliefert. Der Terror ist auch ein guter Vorwand, den Patriot Act einzuführen, nämlich ein Untergesetz, dass es einfach macht, Menschen ohne große Formalitäten und Verdachtsmomente auszuspionieren. Eine Aushebelung der wichtigsten Punkte des Grundgesetzes also, doch sobald jemand aufmuckt, kann Bush einzig mit den Worten „denkt an den 11. September“ und „Terror“ alle zum Schweigen bringen. Das passt prima ins Konzept.
Schön sind auch mitunter Moores Vergleiche. Im Kampf gegen den Terror durch Osama Bin Laden, der 3000 US-Amerikanern das Leben gekostet hat, hat die USA im Gegenzug mehr als 6000 irakische Zivilisten getötet. Dummerweise hatten die aber keine Kontakte zum Netzwerk der Al Kaida gehabt. Kurzerhand werden die ursprünglichen Kriegsgründe umdefiniert und aus dem Kampf gegen den Terror wird schnell eine Befreiung des Iraks von seinem Dikator. Pech für Bush und seine Mannen, dass die Welt dieses Mal offenbar nicht so schnell vergisst.
Der Irak-Krieg ist aber noch lange nicht alles, worauf Herr Moore hinweist. Natürlich kommen wieder einige innenpolitische Dinge zum Ausdruck, wo auch uns Europäern mitunter das Haar zu Berge steht. Und wer glaubt, dass Moore einzig die Republikaner angreift, liegt ebenfalls falsch. Genauso heftig werden die Demokraten heruntergemacht, die er als weich und feige beschimpft. Bush gibt ihnen so viele Anlässe, ein Amtenthebungsverfahren einzuleiten, doch die Demokraten halten brav den Mund.
Man darf aber natürlich auch nicht alles glauben, was hier geschrieben steht. Das zum Beispiel einfachst nachzuprüfende „Faktum“, dass Moore hier schreibt, ist, dass die Krankenverpflegung in Deutschland umsonst ist. Na, wer das glaubt, schön wäre es. Da darf man dann wohl auch bei anderen Dingen mutmaßen, dass schlampig recherchiert wurde, aber das stört im Grunde kaum. Wenn es gegen George W. Bush und seine Lenker im Hintergrund geht, hat er in mir die richtige Zielgruppe gefunden und darf sich auch ein paar Schnitzer erlauben, Fehler macht jeder. Obwohl ich nicht gerade finde, dass er ein großer Satiriker ist, er einfach ein Mann, der das Talent hat, nicht zu vergessen und es schafft, Dinge auf den Tisch zu packen und an den Pranger zu stellen. Und vor allem Worte und Taten zu vergleichen sowie Taten und Ursachen. Und natürlich schafft er es, unbequeme Fragen zu stellen. Fragen, die im Grunde nur der gesunde Menschenverstand stellen müsste, doch es tut sonst kaum jemand. Das sind seine großen Stärken, die Worte selbst klingen mitunter etwas polemisch, Worte von Normalbürger zu Normalbürger eben, aber das ist auch völlig okay. Und es fehlt ihm ein bisschen die feine Satire, manches ist schon ein bisschen mit dem Holzhammer, aber auch das ist okay. Und besonders positiv ist hier zu vermerken, dass Michael Moore nicht nur draufkloppt. Es ist ihm ein besonderes Anliegen, die Menschen dafür zu interessieren, sich mehr in der Politik zu engagieren und sei es im Stadtrat oder sonst wo, überall kann man was bewegen und viele kleine Bewegungen zusammen können eine Ruck erzeugen. Es müsste mehr von seiner Sorte geben, vor allem natürlich hier in Deutschland. (Haiko Herden)
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