(Rowohlt, 3498064363)
Anfang der 1970er Jahre. In einer Seitenstraße der Reeperbahn gibt es die Kneipe “Der goldene Handschuh”. Hier verkehren die Abgehängten, die Verkommenen oder, wie Strunk es so schön schreibt, die „Verschimmelten“. Leute, die noch tiefer als die Unterschicht gesunken sind. Einer dieser Abgehängten ist Fritz Honka, auch Fiete genannt. Gezeichnet vom Leben, innerlich und äußerlich, missbraucht, gedemütigt, verkommen und dem Alkohol verfallen. Hier hängt er mit anderen Leuten seines Schlages zusammen, und manchmal nimmt er sich eine Frau mit nach Hause und stellt Dinge mit ihr an. Macht sie hörig, vergewaltigt sie, sperrt sie ein, bringt sie schließlich um...
Heinz Strunk, ich darf das mal ganz subjektiv vorab erwähnen, ist mit Abstand mein Lieblingsautor. Bislang hat er so gut wie ausschließlich autobiografisch geschrieben, doch sein Leben scheint auserzählt und das Bedürfnis, etwas Neues und thematisch anderes zu schreiben, wurde größer und größer. Ein fiktiver Roman ist es allerdings nicht geworden, vielmehr beschäftigt sich Strunk mit dem Serienkiller Honka, der in den 1970er Jahren in Hamburg eine noch heute existierende Kneipe namens “Der Goldene Handschuh” besuchten und den einen oder anderen Mord beging. Lange wurde recherchiert und dann ein Buch geschrieben, das man so schnell nicht vergisst. Wie auch schon Strunks bisherigen Bücher durchzieht das Ganze eine tiefe Melancholie und regelrechte Traurigkeit, wohingegen mir die “komischen Aspekte”, die so viele Kritiker dem Buch zuschreiben, irgendwie vollkommen abgegangen sind. Vielmehr sind diese “lustigen” Dinge komplett bitter-traurig, zum Lachen ist einem beim “Konsum” des Buches eher nicht. Bemerkenswert ist, wie der Schriftsteller es schafft, diese ganzen kauptten Menschen zu beschreiben, man sieht die zerstörten Leute regelrecht vor sich, eklig, verbraucht, erledigt, zerfallen und einfach hässlich. Insofern bin ich wirklich gespannt auf die Verfilmung, die ja bereits angekündigt ist. “DER GOLDENE HANDSCHUH” ist in jedem Fall ein ganz großartiges Buch, hinter dem sich ein Charles Bukowski verstecken könnte. (Haiko Herden)
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