Eine offizielle Biografie über THE CURE gab es bereits…1988 unter dem Titel „Ten Imaginary Years“, die zwar autorisiert und interessant war, aber eben nach dem „Kiss Me Kiss Me Kiss Me-Album von 1987 endete. Seitdem sind viele Bücher über THE CURE erschienen und teilweise sogar recht interessant („On Record“ oder „Nach dem Regen“ beispielsweise), aber etwas offizielles gab es nicht mehr. Das ändert sich auch mit „Never Enough – The Story Of The Cure“ nicht, aber immerhin hat sich mal ein Autor hingesetzt und die ganze THE CURE-Geschichte aufgearbeitet. Das ist zwar nicht autorisiert, aber wohl doch nah an der Wahrheit. Robert Smith selbst hat dem Autoren keine Auskunft gegeben, dafür aber andere Bandmitglieder wie Roger O’Donnell, Perry Bamonte und vor allem Laurence Tolhurst. Dazu hat der Autor unzählige Interviews, Presseberichte, Plattenrezensionen, TV-Auftritte, das Buch „Ten Imaginary Years“ und vieles mehr ausgewertet und daraus eine umfangreiche, rund 350 Seiten lange Biografie geschrieben, die durchaus kritisch, zumindest hin und wieder, ist und auch auf Widersprüche hinweist, die sich aus verschiedenen Smith-Interviews ergeben. Immer wieder wird, fast schon übertrieben, auf die Alkohol- und Drogenexzesse der Band hingewiesen. Insgesamt wird aber recht ausgewogen und sachlich profund geschrieben, dies ist weder das Buch eines bedingungslosen Fans, noch das Hassbuch eines übel meinenden Journalisten. Das und der recht schlichte Schreibstil machen das lesen angenehm und leicht, wobei etwas mehr Tiefe hier und da nett gewesen wäre, vieles wird nur gestreift, doch es gibt genug witzige, tragische oder einfach interessante Anekdoten, die zur Unterhaltung beitragen. Viel bisher Unbekanntes erfährt man nicht, wenn man Fan der Band ist, aber so konzentriert und sortiert konnte man das alles noch nicht finden. Besonders interessant sind dabei die Anmerkungen von Laurence Tolhurst, der offenbar seinen Groll gegen die Band überwunden hat und die Ereignisse recht nüchtern und sachlich sieht und auch die eigenen Fehler eingesehen hat, die zu seinem Rausschmiss 1989 geführt haben. Soweit man weiß, hat er sich auch längst mit Robert Smith ausgesöhnt. Schade nur, dass Smith hier eben nicht selber zu Wort kommt.
Für CURE-Fans ist dieses Buch auf jeden Fall essenziell, auch, wenn es nicht „offiziell“ ist, um sich ein Bild über die Bandgeschichte zu machen eignet es sich aber allemal.
Schade nur, dass bei der deutschen Übersetzung ziemlich geschlampt wurde. Über Rechtschreibfehler kann man ja noch großzügig hinwegsehen, aber es gibt auch eine Menge Übersetzungsfehler und sogar echte inhaltliche Patzer. Das sollte eigentlich nicht passieren und trübt hier und da das Lesevergnügen ein bisschen. Das wird aber ein bisschen durch die Fotos ausgeglichen, die zwar überwiegend bekannt sind, aber ein paar seltenere Schnappschüsse sind auch dabei. Dazu gibt es umfangreiche Quellenangaben, eine Liste der Bandmitglieder, eine Albumdiskografie bis zu den „Deluxe Editions“, eine Videografie (bis „Galore“) und ein Personen- und Sachregister, sowie ein paar Internetlinks.
Das Buch endet im Jahr 2005, als Robert Smith die Band auf eine Vier-Mann-Rumpfbesetzung verkleinerte, ein passender Zeitpunkt, da dies durchaus den Anschein eines Neustarts hatte und die Band nachhaltig veränderte.
Alles in allem also ein mehr als lohnenswertes Buch und bis jetzt sicher die vollständigste THE CURE-Biografie, auch wenn die frühen Jahre (bis circa 1982) schon die Hälfte des Buches ausmachen und der viel größere Zeitraum danach manchmal etwas sehr kurz abgehandelt wird. Aber die frühen Jahre waren ja auch die interessantesten, wie wohl jeder Fan bestätigen wird.
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