(Econ Taschenbuch)
Die Nachfrage nach guten Drehbüchern ist heute höher denn je und das Buch habe ich mir angeschafft, weil es mich ankotzt, das Drehbücher nur noch aus aneinandergereihten Klischees bestehen und immer wieder die gleichen Geschichten erzählen und ich es gerne selbst einmal ausprobieren wollte. Sicher, so arrogant bin ich nicht, dass ich glauben würde, die bahnbrechenden Drehbücher zu schreiben, doch es gibt Genres, die meiner Meinung nach schon lange nicht mehr bedient wurden. Da ist zum Beispiel das Zombiefilm-Genre, einen Zombiefilm im Stile von „DAWN OF THE DEAD“ oder „GEISTERSTADT DER ZOMBIES“ würde ich gerne schreiben und gute Ideen schwirren mir schon lange im Kopf herum. Mir ging es bei dem Kauf des Buches darum, etwas über die Spannungskurve innerhalb eines Drehbuches zu lernen, über Charakterdarstellung und Charakterentwicklung sowie natürlich auch über die äußere Form eines Drehbuches, wie so etwas überhaupt aussieht. Viele Fragen wurden beantwortet. Wie man Geschichten entwickelt und wie man Charaktere entwirft. Das ist gut und plausibel geschrieben und SYD FIELD nutzt beim Schreiben die Methode, immer wieder alles zu wiederholen, bis man gar nicht mehr anders kann, als es sich zu merken. Der Informationsgehalt im Buch ist nicht so extrem hoch, man hätte die reinen Fakten auf ein paar Seiten zusammenfassen können, doch es geht ja darum, dass man alles behält und das ist so. Die Entwicklung einer Spannungskurve ist auch gut gelungen. Anhand von Schemata ist das leicht nachzuvollziehen, doch eine Sache stört hier etwas. Die Erstauflage des Buches ist von 1979! Das Buch wurde zwar ständig überarbeitet, doch es stellt Dinge dar, die 1979 unumstößlich waren, doch ich wage zu behaupten, dass große Filme gerade durch den Bruch dieser Regeln erfolgreich werden. Gut, aber um Regeln zu brechen, muss man sie beherrschen. Das hat FIELD hier gut dargelegt. Wer Regeln bricht, weil er sie einfach nicht kennt, läuft in Gefahr, sich zu blamieren, doch wer bewusst Regeln bricht, fällt auf und kann angenehm provozieren.
Dem Entwurf von Charakteren widmet sich SYD FIELD ebenfalls viel Zeit, der Entwicklung der Charaktere innerhalb des Filmes allerdings wieder etwas wenig. Hier hätte man mehr machen können.
Was eindeutig zu kurz kommt im Buch ist die optische Form eines Drehbuches. Wie ein Drehbuch getippt sein muss, wo Dialoge hinkommen, wo und wie man Geräusche beschreibt oder eine Szene beginnt oder beendet, wird hier leider nur angerissen. Das muss man sich anhand einer Szene aus „CHINATOWN“, die hier abgedruckt ist, selbst erarbeiten mit Hilfe einiger kurzer Erklärungen.
Ergänzt wird das Buch von Darstellungen anderer Profis. Es gibt Tips für Anfänger, wie man für Serien, Kinofilme und Daily Soaps schreibt, was man beachten muss, wenn man für private Fernsehsender oder für öffentlich-rechtliche Sender schreibt, was man beim Thema „Geld und Recht“ beachten muss, Adressen für Weiter- und Ausbildung und Tips, welche Computerprogramme man nutzen kann sowie ein kleines Fachbegriff-Lexikon.
Ca. 240 schnell und leicht zu lesende Seiten und ein günstiger Taschenbuchpreis von knapp 10 Euro machen das Buch im Großen und Ganzen empfehlenswert. (Haiko Herden)
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