Große Schwindel?, Der - Punk-New Wave – Neue Welle (Buch) - Stark,Jürgen/Kurzawa, Michael (Buch)(BRD 1981)Originaltitel: Große Schwindel?, Der - Punk-New Wave – Neue Welle (Buch) - Stark,Jürgen/Kurzawa, Michael (Buch) Alternativtitel: Regie: Darsteller/Sprecher: , Genre: - Musik/Musical - Buch
|
Jürgen Stark + Michael Kurzawa
Verlag Freie Gesellschaft 1981 ISBN 3-88215-042-4
1981 war das Jahr, in dem aus der Untergrund-NDW ein kommerzieller Overkill wurde, den die Major-Labels gnadenlos mit Schlagermusik von Nena, Markus, KIZ, UKW und und und melkten. Keine Frage, dass auch über diese „neue“ deutsche Musik geschrieben wurde. Vorreiter war das Sounds-Magazin, später haben die heute in hohen Positionen bei der Axel Springer AG sitzenden Döpfner und Garms ein Buch geschrieben und viele andere mehr ebenso.
Zu den frühen, eher kritischen Werken, in denen auch der Ausverkauf früh thematisiert wurde, gehört „Der Große Schwindel???“ von 1981.
Auf fasst 300 Seiten fassen die Autoren Stark und Kurzawa die Punk/Neue Welle-Szene in Deutschland zusammen, kommentieren sie und versuchen einen Überblick zu verschaffen. Natürlich ist das sehr subjektiv geprägt, unvollständig, hier und da unvollständig und auch fehlerhaft, was zum Beispiel so einige Band- und Musikernamen angeht.
Trotzdem ist „Der Große Schwindel???“ eines der informativeren, ehrlicheren und szenenahen Bücher und somit nicht nur wegen der Sammlung einiger gaaaaanz früher Zeitungsartikel zum Thema lesenswert.
Zunächst bieten die Autoren einen Rückblick auf die Entwicklung der Rockmusik und das Entstehen der Punkexplosion in England 1976. Danach wendet man sich der deutschen Szene zu, indem es recht ausführliche Vorstellungen der Musikentwicklungen und Aktivitäten in Hamburg, Berlin und Frankfurt, sowie in einem weiteren Artikel in anderen Städten zu lesen gibt. Dabei werden die Informationen durch Interviews mit damaligen Machern (Klaus Maeck, Alfred Hilsberg, Klaus Dieter Müller) und Musikern (PVC, Big Balls And The Great White Idiot, Buttocks, Strassenjungs, Betoncombo...) ergänzt. Es zeigt sich schnell, dass die „Szene“ auch damals nicht besonders homogen war und vieles aus heutiger Sicht romantisiert wird. Weitere Artikel, unter anderem zu damals entstehenden Tapelabels und viele Bilder runden das Buch ab und hinterlassen einen guten Eindruck. Die kommerzielle Ausschlachtung der „Welle“ wird hier nicht beachtet (abgesehen vielleicht von dem Interview mit dem Ideal-Manager), sondern man konzentriert sich ganz auf den Untergrund. Angenehm ist auch, dass hier die ganze Düsseldorf-„Mafia“ relativ nebenbei abgehandelt wird. Wenn man dazu mehr wissen will, sollte man sowieso Teipels „Verschwende Deine Jugend“ lesen. So gesehen ergänzen sich beide Bücher, auch, wenn sie in einer Spanne von 20 Jahren erschienen sind, recht gut.
Wer sich für die Punk- und Neue Welle-Geschichte in Deutschland interessiert, sollte zuschlagen, wenn er das Buch in die Finger bekommt. Dürfte allerdings schwer werden, aber bei Booklooker.de und möglicherweise bei Ebay taucht das Buch hin und wieder auf, allerdings nicht ganz billig. Lohnen tut es aber allemal. (A.P.)
|