(Rowohlt, ISBN 3498064266)
Mathias Halfpape ist sechs. Oma ist nett, Mutter alleinerziehend und Musiklehrerin, Opa ist viel in seiner Kellerwerkstatt. Die Kindheit ist glücklich, er kommt in die Schule. Mathias Halfpape ist zehn, ein ganz normaler Junge seines Alters, der es genießt, bei seiner Tante in einem kleinen Ort nicht nur die Sommerferien zu verbringen, sondern da auch das Rauchen und das Trinken in entsprechender Gesellschaft zu beginnen, und das nicht nur, weil die 5. Klasse Gymnasium ihm jetzt schon Angst macht. Das Leben beginnt schon jetzt härter zu werden. Mathias Halfpape ist vierzehn, mitten in der Pubertät und das Leben ist für ihn mittlerweile richtig hart geworden, ihm kommt es vor, als würde nichts besser, sondern alles nur schlechter werden…
Nach „FLEISCH IST MEIN GEMÜSE“ und weiteren teils mehr oder weniger autobiographischen Romanen bildet nun „JUNGE RETTET FREUND AUS TEICH“ sozusagen das Leben des Heinz Strunk, fortan will er sich dem Schreiben von fiktiven Geschichten widmen, weil „sein Leben nicht mehr so viel hergibt“. Obwohl eigentlich keines der Werke als echtes Meisterwerk im herkömmlichen Sinne anzusehen ist, haben die Romane etwas, was mich inspiriert, selbst was zu schreiben, was sicher daran liegt, dass Strunk zeigt, dass man keine gradlinigen Geschichten mit durchchoreographierter Dramatik braucht, um lesenswerte Bücher zu schreiben. Dass man keine ausgefeilte Sprache braucht oder ein richtiges Ende oder krachlederne Pointen. So hat mich auch „JUNGE RETTET FREUND AUS TEICH“ wieder sehr motiviert, an meinen eigenen romanschreiberischen Ergüssen weiterzuarbeiten. Und was kann ein Buch mehr tun, als dass man sich daraus etwas ins richtige Leben mitnimmt? Doch natürlich noch ein paar Worte zum Buch. Die Kunst hier ist es, dass Strunk jeweils versucht (und es auch schafft), die Denkweise und den Ton eines sechs-, zehn- und vierzehnjährigen zu treffen, sodass man sich hervorragend in die Geschichte reinversetzen kann, insbesondere dann auch noch, wenn man im ähnlichen Alter wie der Autor ist und einem viele Dinge irgendwie bekannt vorkommen. Und wie auch in allen anderen Büchern schafft er es, Melancholie und Witz miteinander zu verbinden, wobei aber gesagt werden muss, dass „JUNGE RETTET FREUND AUS TEICH“ nicht wirklich witzig ist, sondern eigentlich nur Lacher und Schmunzler hervorruft, weil man sich an die eigene Kindheit erinnert. Insgesamt ist das Buch das ernsthafteste, was er hervorgebracht hat. Fazit: Lesenswert, aber nicht zu vergleichen mit den eher humoristisch angehauchten früheren Bücher. Wobei es ja eigentlich das „Prequel“, wie man so schön auf Neudeutsch sagt, zu „FLEISCH IST MEIN GEMÜSE“ ist. (Haiko Herden)
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