„Wurmparade Auf Dem Zombiehof“ war 2014 ein mehr als unterhaltsamer Reader zum Thema Trashfilm von Christian Keßler (warum auf den Büchern immer Kessler steht, erschließt sich mir nicht, aber das habe ich ja schon in der damaligen Rezension geschrieben). Nun also die Fortsetzung „Der Schmelzmann In Der Leichenmühle“, der in gleichartiger Aufmachung und mit gleichem Konzept wenig Neues bietet – abgesehen natürlich von 40 weiteren ungewöhnlichen Filmperlen, in welchem Sinne auch immer. Gut so, denn wer wollte nach dem rundum guten ersten Band große Veränderungen?
Es ist schwer, jetzt viel anderes zu schreiben als zur „Wurmparade“, denn beide Bände wirken wie aus einem Guss geschrieben und sowohl positive als auch kritische Anmerkungen könnte ich 1:1 kopieren.
Zunächst einmal bleibt der Autor bei seiner Auswahl dem Konzept treu, dass Trash niemals gewollt ist, so dass man angesagte bewusst schräge Produktionen wie „Sharknado“ eben nicht hier findet, was richtig so ist. Stattdessen werden obskure, teilweise bizarre Werke hauptsächlich aus den 60er bis 80er Jahren ausgewählt, die mal bekannter („2000 Maniacs“, „Death Wish 3“, „Die Satansweiber Von Tittfield“), mal hierzulande fast völlig unbekannt (die indonesischen „Ingwerfilme“) sind. Es gibt garantiert für jeden Leser noch Neues zu entdecken, selbst, wenn man sich sonst schon gut in der Filmwelt auskennt.
Die Filme werden in Keßlers gewohnt flapsig-lockeren Schreibstil vorgestellt, es gibt Hintergrundinfos über die Beteiligten und immer wieder längere Ausflüge, die sich vom eigentlich besprochenen Film entfernen. Das geht so weit, dass man manchmal erst nach zwei Seiten überhaupt erfährt, über welchen Film gerade geschrieben wird. Im Text zu Christoph Schlingensiefs „Terror 2000“ geht es fast überhaupt nicht um den Film an sich, sondern um den Regisseur. Man verzeiht Christian Keßler das aber gerne, denn seine Texte sind immer ausgesprochen unterhaltsam und informativ, ohne jemals in trockenen, wissenschaftlichen Duktus zu verfallen. Wer hier eine Art Nachschlagewerk erwartet, ist sowieso an der falschen Adresse. Dennoch – und auch das hatte ich schon beim ersten Band erwähnt – hätte ich gerne zumindest die wichtigsten Daten zu jedem Film kurz aufbereitet bekommen.
Wer „Wurmparade Auf Dem Zombiehof“ mochte, kann ohne Sorge auch „Der Schmelzmann In Der Leichenmühle“ kaufen, denn im Grunde lesen sich die beiden Bücher wie eines. Das Schöne ist unter anderem, dass man hier nicht am Stück weglesen muss, sondern die Bücher immer wieder rausholen, ein bis zwei Kapitel lesen und dann wieder eine Weile weglegen kann. Ein „Reader“ im besten Sinne also.
Wie gehabt erfindet Keßler neue Genres zu denen er dann immer vier, fünf Filme auf sechs bis sieben Seiten vorstellt, wobei meist ein paar farbige Abbildungen von Filmplakaten alles auflockern. „Raumfilme“, „Affenfilme“, „Außenseiterfilme“ oder „Ingwerfilme“ bieten nicht immer das, was man zunächst erwartet.
Ich will hier gar nicht groß auflisten, welche Filme man kennenlernt, das soll bitteschön jeder selbst entdecken. Ich kann aber wie schon bei der „Wurmparade“ sagen, dass Keßlers Beschreibung mich direkt dazu ermutigt hat, einen der Filme umgehend zu kaufen, und ich wurde nicht enttäuscht. Ein, zwei weitere Filme werde ich sicher auch noch besorgen. Kann es ein größeres Lob für das Buch geben, als dass es den Leser ermutigt, sich weiter mit dem Inhalt zu beschäftigen?
Es wäre ein Leichtes gewesen, weitere Bände nachzuschieben. Statt aber auf Nummer Sicher zu gehen, beschäftigt sich Christian Keßler in seinem nächsten Buch mit einem ganz anderen Filmthema. Ich warte gespannt. (A.P.)
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