(Rowohlt)
Der Mann, der Ich-Erzähler, dessen Namen, soweit ich mich erinnern kann, nicht einmal genannt wird, ist in den Vierzigern und das Leben plätschert. Er war mal einerfolgloser Musiker und produziert heute Hörspiele in seinem kleinen Tonstudio, Nichts Weltbewegendes. Dann lernt er die deutlich jüngere Vanessa kennen, verliebt sich in sie, verlässt seine Freundin. Doch ist ihm lange nicht klar, ob er nun mit Vanessa zusammen ist oder nicht. Jedes Mal fühlt es sich an, als würde man von vorne beginnen. Und das Chaos wird immer größer, selbst als klar ist, dass sie nun ein Paar sind...
Nachdem Autor Heinz Strunk, den ich, nebenbei gesagt, extrem verehre, nun sein Leben auserzählt hatte, dann mit "DER GOLDENE HANDSCHUH" sich in die oberste Liga schoss, folgt nun ein ganz neuer Roman, der fiktiv ist, aber der natürlich trotzdem so einige Dinge aus dem Leben des Autoren beinhalten dürfte. Das Thema ist wenig originell: Mann kurz vor der Midlife-Crisis verliebt sich in eine junge Frau. Gut ist, was daraus gemacht wird, denn hier wird die Balance zwischen Tragik und Komik wieder zur Perfektion getrieben, wobei ich bei den komischen Teilen eigentlich selten mal lachen muss, weil ich irgendwie auch in den witzigen Sachen tiefe Melancholie erkenne. Besonders Spaß macht das Buch aber vor allem mal wieder durch die Sprache. Besonders bei den Beschreibungen von Menschen, bei denen Strunk immer eher die Hässlichkeiten mit äußerster Wortgewandheit beschreibt. Ich muss jedoch zugeben, dass es in der ersten Hälfte etwas nervte, dass ständig nach irgendwelchen Worten zwei, drei Synonyme genannt werden (beispielsweise "Also Ruhe jetzt, finito, silenzio, cut." oder "Sie geht alle Stationen noch mal ab, detailverliebt, haarklein klein-klein, klitzeklein...") Das passiert für meinen Geschmack etwas zu oft und wirkt mitunter ein wenig, als ob man Platz schinden wollte, um den Buchumfang zu vergrößern. Und ich weiß nicht, ob das so gewollt war, aber die Figur der Vanessa bleibt ziemlich blass, was parallel die Figur des Protagonisten unsympathisch macht. Ihre Probleme werden nur angerissen, ihre Magersucht berührt den Protagonisten kaum, sie nervt ihn eher, und er denkt viel mehr an sich selbst und das Funktionieren der Beziehung als an sie. Ein sich um den Partner sorgender Mensch benimmt sich anders. Aber das sind auch die einzigen Kritikpunkte. Wie gesagt, komisch und unterhaltsam ist es nur bedingt, sondern eher tragisch und melancholisch. (Haiko Herden)
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