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Nach dem durchaus gelungenen „Deep Red Gore Handbook“, dessen „Luxusausgabe“ im Hardcover mit Schutzumschlag und vollständig in Farbe, „die 100 blutigsten Horrorfilme“ ausführlich vorgestellt hatte, ist nun vor einiger Zeit der Nachfolgeband erschienen. Im Softcover mit vier unterschiedlichen Covermotiven und durchgehend farbig bebildert werden „die 100 besten Frauenfolterfilme“ vorgestellt. Bei einem derartigen Thema von „besten“ Filmen zu sprechen ist etwas vermessen, denn eigentlich ist es schon fast krank, sich diese Filme zu Dutzenden rein zu ziehen und unter anderem danach zu bewerten, wie extrem Frauen vergewaltigt, abgemetzelt und gefoltert werden. Ganz so schlimm ist es aber nicht, nur wäre der Untertitel „Die 100 besten Sexploitationfilme“ vielleicht etwas besser gewesen.
Zumal es das Genre „Frauenfolterfilme“ so eigentlich nicht gibt. Stattdessen setzt es sich aus vielen verschiedenen Genres zusammen, vom Frauengefängnis/-lagerfilm über die so genannte Nunsploitation, Naziploitation bis hin zu reinen Horror- und Terrorfilmen. Im Prinzip kann man in jedem Genre Filme drehen, die ihr Augenmerk darauf richten, Frauen zu missbrauchen und zu foltern.
Aber natürlich liegt das Hauptaugenmerk in diesem Buch in den Gefängnis- und Lagerfilmen, die vor allem in Europa in den 70er und 80er Jahren entstanden sind. Hierbei haben sich wie üblich besonders die Italiener, sehr stark aber auch die Deutschen hervorgetan.
Neben unzähligen Schundprodukten, die nicht einmal B-Film-Niveau erreichen, ist aber auch die eine oder andere Perle darunter, die sowohl filmisch, als auch inhaltlich über den Durchschnitt heraus ragt und die Folterungen und Erniedrigungen der Frauen zumindest nicht nur zum Selbstzweck darstellt, sondern diese zur Schilderung einer dramatischen Handlung braucht. Das ist aber natürlich die absolute Ausnahme, obwohl in sehr vielen der Filme am Schluss die bösen Männer ihr Fett wegkriegen.
Neben der „Härte“ werden für jeden Film auch noch die „Qualität“ und die „Erotik“ bewertet, wobei beides natürlich extrem subjektiv ist. Sind ein paar nackte Tatsachen, die durchs Bild wackeln schon Erotik? Und ist die Qualität eines Filmes daran zu bewerten, ob der Kameramann sein Werkzeug halten kann, ohne wie ein Betrunkener zu wackeln? Sollte ein Drehbuch nicht aus mehr als 3 Seiten bestehen?
Nun, so schlecht, wie das jetzt alles klingen mag, ist das Buch sicher nicht, zumal man jede Menge Infos zu Filmen bekommt, über die man sonst nur schwer etwas findet. Vor allem das Bildmaterial ist natürlich sehr interessant, weil man es ansonsten kaum zu Gesicht bekommt. Jeder Film wird auf einer Doppelseite präsentiert, wobei die erste eine ausführliche Inhaltsangabe, eine Kritik des Autors und die Bewertung enthält, die zweite das Bildmaterial und die Stabangaben.
Die Informationen sind meist fundiert, auch wenn der Schreibstil nicht jedermanns Geschmack sein dürfte und die Stab- und Fassungsangaben sind sehr wertvoll. Neben einem Vorwort des Autors Andreas Bethmann und einer Liste mit den „100 besten Filmen“, gibt es auch noch einen einleitenden Text zum Thema, der recht interessant ist und überwiegend sachlich rüber kommt. Schließlich gibt es noch ein Kapitel, in dem verwandte Filme kurz angesprochen werden und ein Register.
Was soll man nun zu so einem Buch abschließend sagen? Wer diese Art von Filmen ansieht, weil er seiner Frauenfeindlichkeit Ausdruck verschaffen will, sollte schnellstens zum Psychiater gehen und sich behandeln lassen. Wer aber als Filmfan mit durchaus voyeuristischer Ader den „unterschlagenen Film“ vor allem der 70er Jahre mag, zu dem eben dieses Genre gehört, und dazu einen durchaus kritischen Abstand bewahrt hat, kann aus dem Buch interessante Informationen ziehen. (A.P.)
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