(Piper Verlag, ISBN 3-492-04564-2)
Michael Moore hat das erste Mal von sich Reden gemacht, als er eine Dokumentation mit dem Titel „ROGER & ME“ drehte. Diesen drehte er in der Hauptsache für den Boss von General Motors, denn der hat in Moores Heimatort Flint 30.000 Arbeitsplätze abgebaut und somit die ganze Stadt in soziale Not geritten. Was Moore am meisten wurmt: General Motors hat die Arbeitsplätze abgebaut, nachdem der Konzern Rekordgewinne eingefahren hat. Der nächste Clou sollte dann dieses Buch hier sein, wo er sich dem gleichen Thema, nur auf ganz USA ausgeweitet, widmet. Er verlangt, dass Unternehmen nicht nur eine Verantwortung ihren Aktionären gegenüber tragen dürfen und möglichst große Gewinne einfahren, sondern auch soziale Verantwortung tragen müssen.
Man merkt schon, dass Michael Moore buchtechnisch noch in den Kinderschuhen steckt, denn wenn man seine nächsten Bücher liest, kann man erkennen, dass sein Stil feiner geworden ist. Hier hat er wohl noch geübt. Er hat einen ziemlich wechselhaften Stil, mal klagt er an, mal sagt er schwarz, wenn er weiß meint, mal lässt er seinen Humor tiefschwarz kreisen, aber ständig springt er zwischen vielen Stilen hin und her. Das ist sicher nicht schön, lässt das Buch aber auch nicht langweilig werden. Das Buch ist darüber hinaus mit Zahlen, Fakten und Vergleichen gespickt, die sicherlich manchmal anzuzweifeln sind, wobei man aber andererseits sagen muss, dass all die Leute, die er hier angreift, ihn sicherlich mehrfach verklagt hätten, wenn er Zahlen falsch anbringen würde. Insofern sollte man ihm doch in den meisten Dingen glauben. Supergenial sind aber einige Aktionen, die er fährt. So prüft er zum Beispiel, ob sein Lieblings-Anfeindungsziel Pat Buchanan von jedem Wahlkampfspenden annimmt und gründete so verschiedene Organisationen. Unter anderem einen Pädophilenclub eine Abtreibungsbefürworter-Organisation, Teufelsanbeter und einige mehr. Buchanan hat sie alle persönlich mit seiner Unterschrift zur Zahlung freigegeben. Cool. Und vor allem deshalb, weil Buchanan 25 Jahre vorher den gleichen Trick angewandt hat, um einen politischen Gegner zu diffamieren. Doch es geht nicht nur um konservative Republikaner, er stellt genauso gern die Demokraten bloß, die ebenfalls Dreck am Stecken haben. Aber genauso muss auch das amerikanische Volk dran glauben, dass sich all diese Unglaublichkeiten dröge gefallen lässt. Es sollte nicht falsch verstanden werden, Moore liebt sein Heimatland, doch genau deshalb kann er es gar nicht leiden, wenn es vor die Hunde geht. Und man sollte auch eines nicht glauben: Das sei ein rein amerikanisches Buch. Ist es im Grunde auch, doch all diese Schweinereien gibt es auch in diesem unseren Lande und man kann vieles auch auf unsere Bundesrepublik anwenden. Es ist einfach zu schade! Warum gibt es nicht mehr solcher Menschen in der Welt? Einer, der die Finger auf die Wunden legt und dann noch Salz hineinstreut. Einer, der kein Blatt vor den Mund nimmt und sagt, was gesagt werden muss? Moore ist einer, der gegen das Vergessen ist. Genüsslich vergleicht er gesagte Worte von führenden Politikern und Wirtschaftsbossen mit ihren Taten. Warum gibt es so etwas in Deutschland nicht? Es hat doch wahrscheinlich schon jeder hier vergessen, dass wir mit uns Angela Merkel und/oder Edmund Stoiber mitverantwortlich an den amerikanischen Kriegsverbrechen im Irak gemacht hätten. Oder? Weiß das noch jemand? Legt ihnen das heute noch jemand zur Last. Nein! Und für Hamburger interessant: Ole von Beust hat aus Machtgeilheit mit einem stadtbekannten Rechtspopulisten-Großmaul namens Ronald Schill koaliert, um sich den Bürgermeisterjob zu erstehlen. Tausend Entgleisungen hat er dem Mann verziehen, doch als es einmal gegen ihn selbst ging, hat er endlich mal reagiert. Dabei hat er es so geschickt angestellt, als armer, geouteter Schwuler, auf dem alle rumhacken, dazustehen, dass die Leute ihn alleine schon deshalb bei den Neuwahlen wählen werden. Warum haben die Leute vergessen, wieso Beust an die Macht gekommen ist? Warum wird so viel vergessen? Warum macht keiner mal lautstark darauf aufmerksam. Ich fordere einen Michael Moore für Deutschland! Um noch einen Abschiedssatz zu „QUERSCHÜSSE“ zu schreiben: Ganz sicher nicht Moores Meisterwerk, aber absolut gut lesbar. (Haiko Herden)
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