(Schwarzkopf & Schwarzkopf ISBN3-89602-474-4)
Nein, dieses Buch listet nicht, wie man anhand des Titels vielleicht vermuten könnte, die schlechtesten Filme aller Zeiten auf (auch, wenn das sicher sehr unterhaltsam wäre), sondern beschäftigt sich mit dem weiten Spektrum der Filme über Natur- und sonstige Katastrophen. Und natürlich ist es nicht besonders witzig, eine Rezension mit solch einem flachen Kalauer zu beginnen, deshalb komme ich jetzt mal zum ernsthaften Teil. Zunächst einmal zu den „Maßen“ des Buches, das als Paperback im etwas mehr als Din A 5 Format erscheint und beeindruckende über 770 Seiten umfasst. Das lässt darauf schließen, dass Autor Manfred Hobsch sich ausführlichst mit dem Genre beschäftigt hat. Doch damit treffen wir schon mal auf das erste Problem: wie definiert sich das Genre „Katastrophenfilm“ überhaupt? Wie weit darf man es fassen, was ist eigentlich eine Katastrophe? www.wissen.de gibt dazu folgende Auskunft: "Katastrophe: (griechisch. „Wendung“) – Unglück, Zusammenbruch, Naturereignis mit besonders zerstörerischer Wirkung; in der Dichtung (Drama, besonders Tragödie) die entscheidende Wendung zum Schlimmen, bzw. der tragische Ausgang des Dramas.“
Damit sind ja schon mal sehr viele unterschiedliche Filme abgedeckt.
Hobsch hat das Spektrum sehr weit gefasst und viele Filme aufgenommen, bei denen man trefflich streiten kann, ob sie in das Buch gehören.
Zunächst einmal sind aber natürlich alle „echten“ klassischen und modernen Katastrophenfilme, wie der Normalseher ihn definieren würde, vertreten, von „Erdbeben“ und „Flammendes Inferno“ über „Die Flut bricht los“ und „Armageddon“ bis hin zu „The Core“ und „Titanic“, wobei man auch die beim Drucktermin aktuellsten Filme berücksichtigt hat. „Twister“, „Poseidon Inferno“, „Volcano“, „Airport“, „Outbreak“, „Der Jüngste Tag“, „Meteor“, „Der Sturm“ und unzählige andere Filme werden vorgestellt. Zwitterfilme, die man schwerlich als reine Katastrophenfilme bezeichnen kann finden sich ebenso, zum Beispiel „Dawn Of The Dead“, „Dr. Seltsam Oder Wie Ich Lernte, Die Bombe Zu Lieben“, „Twelve Monkeys“ oder alle „Godzilla“-Filme. Nicht ganz nachvollziehbar ist die Aufnahme von sehr vielen „normalen“ Science Fiction- und Horrorfilmen. Ist „Critters“ tatsächlich ein Katastrophenfilm? Und was ist mit „Gremlins“? Muss für jeden Film dieser Serien tatsächlich ein eigener Eintrag erfolgen? Ist Ed Wood´s Trash-Granate „Plan 9 From Outer Space“ in diesem Lexikon wirklich richtig aufgehoben? Warum muss jeder italienische Zombiefilm genannt werden, wo dort doch eigentlich keine Katastrophen das Thema sind, sondern einfach nur blutige Effekte? Diese Aufzählung kann man ausführlich weiterführen. Ein Katastrophenfilm beinhaltet für mich Naturereignisse wie Stürme, Vulkanausbrüche, Erdbeben, technische Dinge, wie außer Kontrolle geratene Züge, Flugzeuge oder missglückte biologische Versuche, die die Menschheit bedrohen. Sind aber Mutationen von niedlichen Tieren in gefährliche Monster Katastrophen im eigentlichen Sinne? Sind Zombies, die Menschen beißen Katastrophen (auch, wenn sie durch Atomversuche oder biologische Experimente entstanden sind)? Ist jeder 50er-Jahre Weltraum-Invasionsfilm wie „Invasion Vom Mars“ hier notwendig? Sicher, auch „Independence Day“ beschreibt den Angriff von Außerirdischen auf die Erde, nur dabei geht auch viel kaputt, ganze Städte werden pulverisiert, während in Invasion Vom Mars“ „nur“ in einer kleinen Stadt die Menschen durch die Besucher übernommen werden.
Sicher ist das alles Auslegungssache, aber wenn man das Thema so weit fasst, kann man fast jeden Actionfilm mit aufnehmen. Durch viele zumindest umstrittene Filme ist der große Umfang des Lexikons überhaupt erst entstanden und meiner Meinung nach wird das Thema des Buches dadurch etwas verwässert. Hier wäre weniger wieder einmal mehr gewesen.
Trotzdem ist „Das Grosse Lexikon Der Katarstrophenfilme“ ein sehr informatives Nachschlagewerk für Filmfans, das mir sicherlich in Zukunft bei meinen Filmbesprechungen häufiger kompakte Infos liefern wird. Zu jedem Film gibt es eine Inhaltsangabe, solide Stab- und Produktionsangaben und Auszüge aus Besprechungen, Pressematerial und sonstige Kritiken. Ich finde es nur schade, dass der Autor selber kaum seine Meinung zu den einzelnen Filmen kund tut. Das mag aus objektiver Sicht okay sein, weil er die Filme nicht zu bewerten hat, aber so rein subjektive Meinungen können den Lesespaß doch sehr erhöhen. Wenn Hobsch keine fremden Rezensionen gefunden hat, belässt er es bei der Inhaltsangabe. Das ist nicht schlimm, aber schade.
Abgesehen vom umfangreichen lexikalischen Teil gibt es auch eine Einleitung des Autors, sowie diverse, übersichtliche Register und eine Bibliographie.
Ich halte es für ziemlich unwahrscheinlich, dass man einen Film, der auch nur entfernt etwas mit einer Katastrophe jeglicher Art zu tun hat, in diesem Lexikon nicht findet. Nicht nur zum nachschlagen, auch zum schmökern handelt sich „Das Grosse Lexikon Der Katastrophenfilme“ allemal. (A.P.)
|