(DuMont)
Das Buch spielt in einer nicht näher definierten Zukunft. Es herrscht ein so genannter Datenkrieg, bei dem das "System" gegen die "Semioten" kämpft. Das Buch erzählt zwei Stränge nebeneinander. Im ersten, der "Hard-Boiled Wonderland" heißt, ist der Ich-Erzähler ein "Kalkulator", der von einem Wissenschaftler einen Auftrag erhält, Daten zu berechnen und, wie er viel später erklärt bekommt, eine perfekte Verschlüsselung zu ermöglichen, wozu die Seele des Menschen mit einbezogen wird. Nach einem früheren Experiment, bei dem alle Kalkulatoren starben, ist nun der Ich-Erzähler der letzte Überlebende. Doch auch bei ihm ändert sich in der Wahrnehmung und im Denken bereits etwas. Im zweiten Strang, der "Das Ende der Welt" betitelt ist, kommt ein ebenfalls namenloser Ich-Erzähler in eine fremde Stadt, in der die Menschen wie Roboter wirken. Dem Mann wird bei der Einreise, wie es üblich ist, der Schatten entfernt, und so beginnt auch langsam seine Erinnerung zu schwinden, bis er nach und nach in die neue Stadt integriert ist.
Man merkt vermutlich schon, dass klingt alles absurd bis grotesk, extrem surreal. Er entstammt der Feder von Haruki Murakami, dem vermutlich international bekanntesten Schriftsteller Japans. Die beiden Erzählstränge wirken anfangs eigenständig, doch je mehr man dem Ende des Buches entgegengeht, desto mehr wird klar, dass sie dicht miteinander verbunden sind. Ich muss zugeben, das sehr dicke Buch ist wirklich anstrengend, sehr abgedreht, und mehrfach war ich versucht, es einfach aufzugeben. In dem Augenblick, in welchem sich die Geschichten miteinander zu verweben beginnen, wird es dann auch interessanter, bis es dann zur großen Entscheidung kommt, bei der der Erzähler sich für eine der Welten entscheiden muss. Ich würde vor Genuss des Buches empfehlen, eine Inhaltsangabe, zumindest eine grobe, zu lesen, um ein bisschen Verständnis für die Geschichte zu erhalten und um nicht sofort zu verzweifeln. Wenn man sich durch die ersten hundert Seiten durchkämpft und ein bisschen den Überblick behalten hat und sich auch nicht von Einhörnern abschrecken lässt, der wird auch bei diesem Murakami-Roman belohnt werden. (Haiko Herden)
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